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Freitag, 8. Juli 2016

In deiner Gerechtheit befreie mich!

Das ist die Erlösung, die du, Herr, deinem Volk geschickt hast; das ist deine Gerechtheit, um die von den Enden der Welt Tag für Tag dein armer Sklave bittet:
In deiner Gerechtheit befreie mich! [Ps 70(71),2]. Das ist dein Werk, von dem der Prophet Habakuk sagt: Herr, dein Werk soll Wirklichkeit werden [Hab 3,2]. Tatsächlich wird dein Werk für uns Wirklichkeit, wenn wir dir dieses Opfer, das du uns gebracht hast, opfern, wenn wir mit dem festen Sakrament des Glaubens und in frommer Hinwendung des Herzens das wiederholen, was du für uns getan hast, und die Speise deiner Gnade gewissermaßen durch den Glauben mit dem Mund aufgenommen, durch die Hoffnung gekaut, durch die Liebe zu einem seligen und seligmachenden Leben verdaut wird. 


Dort nämlich zeigst du dich der sehnsüchtigen Seele, nimmst die Umarmung ihrer Liebe an und küsst sie mit dem Kuss deines Mundes [Cant 1,1], wo, wie das beim Liebeskuss üblicherweise geschieht, sie dir ihren Geist einhaucht und du ihr deinen einhauchst, damit ihr ein Leib und ein Geist werdet, weil auf diese Weise der Leib dein Blut aufnimmt. Dort wird das Gewissen nicht nur von den toten Werken gereinigt, sondern so mit den Früchten des Lebens und des Heiligen Geistes gestärkt, dass es dem lebendigen Gott dienen kann [Hebr 9,14], und damit wird in ihm das Gesetz der Gerechtheit ganz und gar erfüllt. So wie du dich uns gewissermaßen bis zur Verachtung deiner selbst entblößt hast, so sollen sich deine Kinder dir bis zur Verachtung ihrer selbst hingeben.

(Wilhelm von St. Thierry)




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