Seiten dieses Blogs

Donnerstag, 21. April 2016

Wer wagt es, von Feinden zu sprechen?

«Wie gut und richtig, dass Sankt Georg's Feiertag wieder seinen Platz im Kalender hat, um uns daran zu erinnern, dass die wahren Helden in der Kirche die sind, die ihren Kopf aus Liebe an Christus verloren haben, noch bevor sie sich unter den Säbel beugen. Wenn uns der Glaube etwas kostet, zeigen wir, wie wertvoll er ist. Wo sind die heiligen Drachentöter heute? Das ist kein Ruf zu den Waffen, sondern zum tapferen Bekenntnis -selbst vor den schnaubenden Lindwürmern unserer Zeit.

Man spricht nur noch selten von der streitenden Kirche, und allüberall sieht man nur noch Geschwister, so dass es buchstäblich unmöglich geworden ist, „seine Feinde zu lieben“. Wer wagt es schon, von Feinden zu sprechen? Und wer sind denn heute eigentlich die „Feinde der Kirche“?»

«Gregor wurde als „Dialogverweigerer“ zum Märtyrer und so zum heiligen Drachentöter.»

«Es ist ein Irrtum zu meinen, das Gegenteil von „Dialog“ sei immer Gewalt. Das Gegenteil von Dialog kann auch sein: Bekenntnis zur Wahrheit und Bereitschaft, die Konsequenzen dafür zu erleiden. „Dialogverweigerung“ muss nicht bedeuten: „Hau rein!“, es kann auch heißen, „Halt hin!“ - die andere Wange.

In diesem Sinne hat Georg es abgelehnt, mit dem Statthalter über seinen Glauben zu verhandeln. Ja, es gibt unverhandelbare Werte, die wir immer wieder erklären, noch öfter bekennen, aber nicht verhandeln können. Ist es nicht manchmal pelagianischer Hochmut, wenn wir grundsätzlich und immer den Dialog für wirksamer halten als das demütige Bekenntnis? Franz von Assisi hat vor dem Sultan gepredigt - ohne Aggression und Häme, vor allem aber mit der Bereitschaft, für seinen Glauben zu sterben. Das ist christliche Tapferkeit: Sein Leben für ein höheres Gut zu wagen.

Und schließlich gibt es Gruppen - gewaltbereite Nazis, kommunistische Verbrecher, islamistischen Terroristen -, mit denen ein Dialog vollkommen unmöglich ist. Hier bleibt ohne Zweifel nur die christliche „Dialogverweigerung“ als mutiges Bekenntnis bis hin zum Martyrium; das „non possumus“ so vieler Helden in Deutschland und in der Sowjetunion.

Es ist naiv und weltfremd zu meinen, dass man nur lange genug reden müsse, egal um welches Problem es sich handle. Und wenn wir nicht über unser Differenzen reden können - wir könnten uns ja streiten, oh je! -dann sprechen wir über anderes: „Wir haben ja so viel gemeinsam!“ Hauptsache, wir reden...

Der Dialog auf allen kirchlichen und gesellschaftlichen Ebenen ist notwendig und gut, sehr oft hilfreich und wegweisend, wenn er nur nicht als Beschwichtigungsstrategie geführt wird - verbale Streicheleinheiten für den Drachen, damit er doch ja kein Feuer mehr speie. Das mag bei der Schwiegermutter funktionieren - „Schatz, meld‘ Dich doch mal wieder bei Mutti. Die ist sonst sauer!“ - aber nicht bei dem Tier, das die Christen durch alle Jahrhunderte verfolgt.

Vielleicht war ja gar nicht der fantastische Drache der Grund, warum Georg für ein paar Jahre aus der Liturgie verschwinden musste, sondern sein „militantes“ und damit „unzeitgemäßes“ Auftreten?»

(Florian Kolfhaus, VATICAN-Magazin 4, 2016)




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen