Man spricht nur noch selten von der streitenden Kirche, und allüberall sieht man nur noch Geschwister, so dass es buchstäblich unmöglich geworden ist, „seine Feinde zu lieben“. Wer wagt es schon, von Feinden zu sprechen? Und wer sind denn heute eigentlich die „Feinde der Kirche“?»
«Gregor wurde als „Dialogverweigerer“ zum Märtyrer und so
zum heiligen Drachentöter.»
«Es ist ein Irrtum zu meinen, das Gegenteil von „Dialog“ sei
immer Gewalt. Das Gegenteil von Dialog kann auch sein: Bekenntnis zur Wahrheit
und Bereitschaft, die Konsequenzen dafür zu erleiden. „Dialogverweigerung“ muss
nicht bedeuten: „Hau rein!“, es kann auch heißen, „Halt hin!“ - die andere
Wange.
In diesem Sinne hat Georg es abgelehnt, mit dem Statthalter
über seinen Glauben zu verhandeln. Ja, es gibt unverhandelbare Werte, die wir
immer wieder erklären, noch öfter bekennen, aber nicht verhandeln können. Ist
es nicht manchmal pelagianischer Hochmut, wenn wir grundsätzlich und immer den
Dialog für wirksamer halten als das demütige Bekenntnis? Franz von Assisi hat
vor dem Sultan gepredigt - ohne Aggression und Häme, vor allem aber mit der
Bereitschaft, für seinen Glauben zu sterben. Das ist christliche Tapferkeit:
Sein Leben für ein höheres Gut zu wagen.
Und schließlich gibt es Gruppen - gewaltbereite Nazis, kommunistische Verbrecher, islamistischen Terroristen -, mit denen ein Dialog vollkommen unmöglich ist. Hier bleibt ohne Zweifel nur die christliche „Dialogverweigerung“ als mutiges Bekenntnis bis hin zum Martyrium; das „non possumus“ so vieler Helden in Deutschland und in der Sowjetunion.
Es ist naiv und weltfremd zu meinen, dass man nur lange
genug reden müsse, egal um welches Problem es sich handle. Und wenn wir nicht
über unser Differenzen reden können - wir könnten uns ja streiten, oh je! -dann
sprechen wir über anderes: „Wir haben ja so viel gemeinsam!“ Hauptsache, wir
reden...
Der Dialog auf allen kirchlichen und gesellschaftlichen
Ebenen ist notwendig und gut, sehr oft hilfreich und wegweisend, wenn er nur
nicht als Beschwichtigungsstrategie geführt wird - verbale Streicheleinheiten
für den Drachen, damit er doch ja kein Feuer mehr speie. Das mag bei der
Schwiegermutter funktionieren - „Schatz, meld‘ Dich doch mal wieder bei Mutti.
Die ist sonst sauer!“ - aber nicht bei dem Tier, das die Christen durch alle
Jahrhunderte verfolgt.
Vielleicht war ja gar nicht der fantastische Drache der
Grund, warum Georg für ein paar Jahre aus der Liturgie verschwinden musste,
sondern sein „militantes“ und damit „unzeitgemäßes“ Auftreten?»
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