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Freitag, 15. April 2016

Trauma Organspende

Aus dem Bericht eines betroffenen Angehörigen:
Mir fällt es nicht leicht, über die Organentnahme bei unserem Sohn Lorenz zu berichten. Das ist ein traumatisches Geschehen. - Über das Kind, den Unfall, den Tod und die Zeit danach kann ich gut sprechen. Das half mir sogar sehr in der Trauer. Ganz anders verhält es sich mit der Organentnahme. Die hatte ich verdrängt, darüber hatte ich Jahre nicht geredet - noch nicht einmal mit meiner Frau. Ich hatte mich geschämt und ich schäme mich noch heute, dass ich mich habe manipulieren und beim Sterben des Kindes wegschicken lassen, statt es zu begleiten bis zuletzt.

Einige sagen, so etwas komme heute in ihren Krankenhäusern nicht mehr vor. Aber das stimmt nicht. Die Methoden der Beeinflussung sind nur verfeinert und optimiert worden - zur Gewinnung von mehr Organen. Die Ausgangssituation ist gleich geblieben und sie wird sich nicht ändern, weil die Organtransplantation auf Kosten der liebevollen Begleitung im Sterben geht. Auch die Schocksituation, in der sich die Angehörigen befinden, läßt sich nicht wegzaubern.

Wir waren nach dem Unfall im Schock und nicht in der Lage, eine eigene Entscheidung zu treffen. Wir hätten damals alles getan, wozu wir aufgefordert worden wären. So geht es leider den meisten Betroffenen. In dieser Ausnahmesituation, in der man das Geschehen noch lange nicht begreift und in der der Verletzte lebendig vor einem liegt, mit Organtransplantation überrascht zu werden, empfinde ich als Manipulation und Grausamkeit.

Ich wollte doch bei dem Kind sitzen, ihm die Hand halten, auf seinem letzten Weg bei ihm sein.
-Stattdessen die Frage, ob wir Organe spenden wollten, die Aufzählung aller benötigten Organe, keine Information zum schrecklichen Ablauf der Organentnahme bei fortdauernder Beatmung.
-Stattdessen habe ich mir über die vorgelegten Fragen den Kopf zerbrochen, bin herumgerannt, habe telefoniert - war unfähig, klare Gedanken zu fassen. - Ich habe dann die Quälerei mit der Zustimmung in die Nierenentnahme beendet, weil ich endlich in Ruhe gelassen werden wollte, weil ich ganz für unser Kind da sein wollte.

Nach der Missachtung der Zusagen, das Kind auf der Station aufzubahren, und dem Anblick des entstellten Kindes kamen Zweifel auf, ob wirklich nur die Nieren entnommen worden sind. Diese Zweifel habe ich sofort wieder verdrängt. Erst viel später verlangten wir die Unterlagen vom Krankenhaus. Die gab es angeblich nicht. - Die Antwort nach jahrelangem Schriftwechsel lautete: Weil die Entnahme keinen Patienten mehr betroffen habe, sondern einen Toten, sei sie nicht in der Krankenakte dokumentiert. Andere Dokumente waren widersprüchlich und unvollständig. Trotzdem zeigten die lückenhaften Unterlagen, dass selbst die Ärzte nicht an den „Hirntod“ als Tod des Menschen glaubten.

(Jürgen Meyer, geboren 1943, gestorben 2009, Richter, 4 Kinder, Sohn Lorenz verunglückte 1991)


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KAO e.V.
Kritische Aufklärung über Organtransplantation e. V.

Die KAO e.V. wurde gegründet von Angehörigen, die im Schock ein Kind zur Organspende freigegeben haben. Im Nachhinein haben wir begriffen, dass unsere Kinder zwar al hirntot definiert wurden, dass sie aber keine Toten, sondern Sterbende waren. Weiten Angehörige haben sich uns angeschlossen und Menschen, die beruflich mit dem Thema konfrontiert sind oder die der Transplantationsmedizin aus anderen Gründen kritisch gegenüber stehen.

Wir wollen der einseitigen Werbung für die Organspende kritische Informationen entgegensetzen. Wir wollen dadurch eine Diskussion in der Gesellschaft vorantreiben, mit Medizinern, Vertretern der Kirchen und der politischen Parteien. Die Menschen benötigen umfassende Informationen, die sie fähig machen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

NICHT-Organspende-Ausweis


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2 Kommentare:

  1. Das Thema Organspende ist und wird immer ein schwieriges Thema bleiben! Aber gerade wenn man die positiven Erfahrungsberichte, wie auf meinetransplantation, von Menschen liest , die eine solche Organspende erhalten haben, denkt man etwas anderes darüber... Das in Krankenhäuseren manchmal sorglos mit diesem Thema umgegangen wird, ist keine Fragen. Trotzdem finde ich diesen Nicht-Organspendeausweis etwas übertrieben...

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    1. Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ich stimme Ihnen zu, dass es sich hier um ein schwieriges, weil emotionsgeladenes Thema handelt. Die von Ihnen als positiv dargestellte Webseite ist für mich aber sicher nicht eine objektive Quelle für Menschen, die Hilfe suchen. Natürlich wird jeder nur einigermaßen empfindsame Mensch sich vom Einzelschicksal berühren lassen. Doch bei solch existenziellen Fragen, die um das Leben des Menschen gehen, können wir nicht bei Einzelschicksalen verbleiben. Hier geht es um grundsätzliche Entscheidungen, die die Menschheit umtreibet und, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt, nicht auf die leichte Schulter oder mit dem Blick auf ein konkretes Schicksal, in Einzelfällen entschieden werden kann und darf.

      Seitens der Organtransplantationsbefürworter ist die Aufklärung über den Hirntod ein zentraler Bestandteil ihrer Kampagne. Natürlich gibt es hierzu noch offene Fragen; aber auch von Seiten derer, die sie ablehnen. Dabei gibt es „praktische“ wie „theologisch-philosophische“ Fragen.

      Diejenigen, die sich für sie Organtransplantationen einsetzen, werden vom Mainstream unterstützt. Weiteste Kreis aus Politik, Medizin- und Medizintechnik, aber auch aus der Medienwirtschaft, der Rechtswissenschaften und weiteren einflussreichen Gremien beschäftigen sich zunehmend mit der Frage: „Wie können wir es schaffen, die Menschen so zu manipulieren, dass sie ihre Organe freiwillig abgeben?“ Aber glücklicherweise wachen heute immer mehr Menschen auf, auch viele Mediziner, und widerstehen solchen Versuchungen.

      Immerhin –und dies als Antwort auf Ihren letzten Satz- ist ein Nicht-Organspende-Ausweis ein deutliches Bekenntnis des eigenen Willens und sollte ggf. nicht ignoriert werden.

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