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Donnerstag, 14. April 2016

Himmel ist… - ja was denn?

Es „ist nun bedenklich unklar, was nach dem Tode von uns bleibt: es sei denn, man wolle sich […] mit der standardisierten Phrase begnügen: „Himmel ist bei Gott sein“.

Nach der Bestandsaufnahme des bekannten Salzburger Dogmatikers Ferdinand Holböck „tun auch ernst zu nehmende katholische Theologen, die sonst nicht im Fahrwasser des Modernismus segeln, heute den Glauben an eine unsterbliche Seele, die im Tod von ihrem Leib getrennt wird und dann getrennt vom Leib fortbesteht ... als unbiblisch und nur der platonisch-hellenistischen Philosophie entlehnt, ab.“
Besonders krass wird das […] so formuliert. „Der Tod ist radikal“. „Das Sterben bedeutet das Ende des ganzen Menschen, so wie wir ihn kannten“.

[…]

Dass die Diskussion nicht folgenlos geblieben ist, erfährt jeder von uns, der die traurige Pflicht hat, heute an einer katholischen Beerdigung teilzunehmen. Da wird - ganz ungewohnt - nun plötzlich nicht mehr wie noch vor wenigen Jahren für die Seele des Verstorbenen, sondern für den Verstorbenen oder Toten gebetet, wobei sich dem rein philosophisch reflektierenden Beobachter die Frage aufdrängt, wie es möglich und sinnvoll ist, für einen Toten zu beten. Statt sich an der Lehrtradition der Kirche zu orientieren, lässt sich die neue Auffassung von der in protestantischen Kreisen weit verbreiteten Ganztodtheorie inspirieren. Nach ihr werden wir im Tode ganz und gar aufgelöst, um aus dem vollständigen Todesschlaf als ganze Menschen erst am Jüngsten Tag wieder auferweckt zu werden. Mag dies auch schwer vorstellbar sein, so ist es doch nicht ohne Logik. Denn wenn Gott die Welt aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat, dann ist es ihm auch möglich, den Menschen am Ende aller Tage neu zu erschaffen. Die Schwierigkeit liegt hier bei dem fehlenden Übergang zwischen dem alten und neuen Menschen, wenn die Seele als Bindeglied und solche Brücke fehlt.

[…]

Damit wird es uns auch unmöglich gemacht, uns auf die Anschauung Gottes, die Begegnung mit ihm, zu freuen und auf sie zu hoffen und so wird auch die Sehnsucht nach ihr, von der die großen Theologen aller Zeiten gesprochen haben, in den Bereich der Phantasie verwiesen. 

Doch statt des himmlischen Trostes, so wie ihn die Kirche stets verstanden hat, hält […] der Verfasser jenen neuen Trost bereit, der all denen zu Teil wird, die mit ihm bereit sind, die Barmherzigkeit gegen die Gerechtigkeit Gottes auszuspielen, nämlich die Leugnung des persönlichen Gerichtes und des Gerichtscharakters des Jüngsten Tages.

Walter Hoeres. Die verratene Gerechtigkeit. (vgl. 72-75)
Patrimonium-Verlag 2016
210 Seiten; 14,80 €
ISBN: 978-3-86417-056-0





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