Nach der Bestandsaufnahme des bekannten Salzburger
Dogmatikers Ferdinand Holböck „tun auch ernst zu nehmende katholische
Theologen, die sonst nicht im Fahrwasser des Modernismus segeln, heute den Glauben
an eine unsterbliche Seele, die im Tod von ihrem Leib getrennt wird und dann
getrennt vom Leib fortbesteht ... als unbiblisch und nur der platonisch-hellenistischen
Philosophie entlehnt, ab.“
Besonders krass wird das […] so formuliert. „Der Tod ist
radikal“. „Das Sterben bedeutet das Ende des ganzen Menschen, so wie wir ihn
kannten“.
[…]
Dass die Diskussion nicht folgenlos geblieben ist, erfährt
jeder von uns, der die traurige Pflicht hat, heute an einer katholischen
Beerdigung teilzunehmen. Da wird - ganz ungewohnt - nun plötzlich nicht mehr
wie noch vor wenigen Jahren für die Seele des Verstorbenen, sondern für den
Verstorbenen oder Toten gebetet, wobei sich dem rein philosophisch
reflektierenden Beobachter die Frage aufdrängt, wie es möglich und sinnvoll
ist, für einen Toten zu beten. Statt sich an der Lehrtradition der Kirche zu
orientieren, lässt sich die neue Auffassung von der in protestantischen Kreisen
weit verbreiteten Ganztodtheorie inspirieren. Nach ihr werden wir im Tode ganz
und gar aufgelöst, um aus dem vollständigen Todesschlaf als ganze Menschen erst
am Jüngsten Tag wieder auferweckt zu werden. Mag dies auch schwer vorstellbar
sein, so ist es doch nicht ohne Logik. Denn wenn Gott die Welt aus dem Nichts
ins Dasein gerufen hat, dann ist es ihm auch möglich, den Menschen am Ende
aller Tage neu zu erschaffen. Die Schwierigkeit liegt hier bei dem fehlenden
Übergang zwischen dem alten und neuen Menschen, wenn die Seele als Bindeglied
und solche Brücke fehlt.
[…]
Damit wird es uns auch unmöglich gemacht, uns auf die
Anschauung Gottes, die Begegnung mit ihm, zu freuen und auf sie zu hoffen und
so wird auch die Sehnsucht nach ihr, von der die großen Theologen aller Zeiten
gesprochen haben, in den Bereich der Phantasie verwiesen.
Doch statt des himmlischen Trostes, so wie ihn die Kirche
stets verstanden hat, hält […] der Verfasser jenen neuen Trost bereit, der all
denen zu Teil wird, die mit ihm bereit sind, die Barmherzigkeit gegen die
Gerechtigkeit Gottes auszuspielen, nämlich die Leugnung des persönlichen Gerichtes
und des Gerichtscharakters des Jüngsten Tages.
Walter Hoeres. Die verratene Gerechtigkeit. (vgl. 72-75)
Patrimonium-Verlag 2016
210 Seiten; 14,80 €
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