Wer es ausprobiert hat, weiß, dass die Betrachtung nirgends
fruchtbarer gemacht wird als vor dem Tabernakel. Es ist ja jedem bekannt, dass
dieselbe Sache zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen ganz
verschieden wirkt. Man hat ein Schriftwort hundertmal gelesen, gehört und
gesagt, auch in gewissem Sinn verstanden, aber es ist nicht ins Innere
eingedrungen -[...]. Aber plötzlich einmal dringt es durch und wird zum
blitzartig aufstrahlenden Licht, das hineinleuchtet in die Geheimnisse des
Glaubens und den eigenen dunklen Lebenspfad erhellt. Und das ereignet sich am
häufigsten in der Nähe des eucharistischen Heilands.
Wer ihn aufsucht und ihm die Seele öffnet, sie ihm gleichsam
als bildsames Material in die Hände legt, dem formt er selbst sie. Er öffnet
die Augen des Geistes, so dass sie hellsichtig werden für das, was geschrieben
steht, und die Ohren, dass sie es vernehmen, und die Lippen, dass sie es künden
können, wann und wo und wie es fruchtbar geschehen kann. Das ist nur eine der
Wirkungen, die vom eucharistischen Heiland ausgehen: Er legt die Hand auf uns,
wenn wir zu ihm kommen, am stärksten natürlich, wenn wir am Hl. Opfer
teilnehmen in der Weise, wie es der Sinn dieses Opfers verlangt, d.h., wenn wir
nicht nur beiwohnen und sehen und hören, sondern mitopfern, uns selbst ganz
hingeben, um mit umgewandelt und mit dargebracht zu werden: den Menschen, der
in dieser Gesinnung zum Altar tritt, kann der Heiland in der eigentlichsten
Weise sich einverleiben, zum Glied seines Leibes machen, zum Rebzweig am
göttlichen Weinstock. Es bedarf kaum eines Wortes, dass zu solcher Teilnahme am
Hl. Messopfer die Hl. Kommunion als Vollzug der Vereinigung mit gehört.
Edith Stein - Hl. Teresa Benedikta vom Kreuz, Karmelitin -
Die Mitwirkung der klösterlichen Anstalten an der religiösen Bildung der Jugend, 1929
Die Mitwirkung der klösterlichen Anstalten an der religiösen Bildung der Jugend, 1929
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