„Unter falschem Ökumenismus verstehe ich interkonfessionelle
Ereignisse - Diskussionen, Abkommen, Reden in Kirchengebäuden der andern
Konfession u. dgl. -, die gegen das Ökumenismusdekret des letzten Konzils
verstoßen. In diesem Dekret wird in n.9 gefordert, daß interkonfessionelle
Gespräche auch dazu dienen sollen, daß (bei den Getrennten) ‚klarer bekannt
werde, was wirklich die Beschaffenheit (condicio) der katholischen Kirche ist.‘
Und indem die Denkweise der Getrennten (den Katholiken)
verständlicher wird, geschieht es, so hofft das Konzil, daß den Getrennten ‚unser
Glaube angemessener erklärt wird‘ (aptius, d. h. so, daß sie einen besseren
verständlichen Zugang zum Inhalt des katholischen Glaubens bekommen). Nachdem
dann noch einmal verordnet worden ist, ‚daß die ungeschmälerte Lehre lichtvoll
dargelegt werde‘, folgt eine der wenigen Verwerfungen, die in den
Konzilsdekreten vorkommen: ‚Nichts ist dem Ökumenismus so fremd‘ (alienum; kann
auch übersetzt werden: nichts ist dem Ökumenismus so nachteilig, mit ihm so
unvereinbar) ‚wie jener falsche Irenismus, durch den die Reinheit der
katholischen Lehre Schaden leidet und ihr echter und unzweifelhafter (certus)
Sinn verdunkelt wird‘ (n.11).
Nach diesen klaren Anweisungen, die allen, die jemals vor
dem Konzil an interkonfessionellen Gesprächen teilgenommen haben, klar und
sinnvoll erscheinen müßten, scheint mir, daß es heute - abgesehen von unter
Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindender Gemeinschaft des
Gedankenaustausches und des Gebetes - überhaupt keinen Ökumenismus im Sinne des
Konzils, sondern nur ‚falschen Irenismus‘ gibt.
Übrigens ist das Wort ‚Ökumenismus‘ erst während der
Konzilsvorbereitungen und auf katholischer Seite entstanden; vorher sprach man
katholischerseits von interkonfessionellen Gesprächen und, im Idealfall, von
Una-Sancta-Bewegung).“
Zitiert nach:
Rudolf Kaschewsky (Hrsg.)
Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte
Paul Hacker zur Lage der Kirche nach dem Zweiten Vatikanum
Patrimonium-Verlag 2012
ISBN: 3-8641-7005-2
204 Seiten, 24,80 €
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Patrimonium-Verlag 2012
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