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Freitag, 8. August 2014

Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars

Nach dem liturgischen Kalender, der dem Ritus in der "außerordentlichen Form des Römischen Ritus" folgt, wird heute das Fest des heiligen Pfarres von Ars gefeiert.



Eine Rezension

Andreas Wollbold
Wegweisung für Wegweiser.
Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens.
Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars
UNA VOCE Edition 2014, 1
25 Seiten, 7,80 Euro
ISBN: 978-3-926377-00-5
Zu beziehen über:
UNA VOCE Korrespondenz
Landgraben 31
D-52146 Würselen

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Dem vorliegenden druckfrischen und handlichen Buch von Andreas Wollbold, „Wegweisung für Wegweiser. Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens. Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars“, gibt Walter Kardinal Brandmüller in seinem Vorwort den Wunsch mit auf den Weg, es möge „vielen Mitbrüdern reichen Gewinn und Ermutigung schenken“. Tatsächlich richtet sich dieses 125 Seiten umfassende Buch an die Priester. Sie sollen darin „Anregung und brüderlichen Rat“ finden, damit sie „neue Freude am Leben und Handeln ‚in persona Christi‘“ haben können. Wenn sich nun dieses Buch an Priester richtet, wie kann es ein Laie wagen, dazu eine Rezension zu verfassen?

Die Volksfrömmigkeit hat den heiligen Pfarrer von Ars, Johannes Maria Vianney, noch nicht ganz vergessen, auch wenn er im neuen Gotteslob nicht mehr vorkommt. Dennoch ist der Pfarrer von Ars auf dem Buchcover abgebildet. Und wir erkennen die bekannte Darstellung des Heiligen, wie er sich einem Jungen zuwendet und gleichzeitig seine rechte Hand mit dem Zeigefinger  zum Himmel hindeutet. Damit zeigt er dem Jungen an, dass er, der Priester, es ist, der diesem Menschenkind den Weg zum Himmel zeigen möchte. Das ist es, was die Gläubigen vom Priester erwarten. Und deswegen wagt es der Rezensent auch, das Buch zu besprechen.

Prof. Dr. Andreas Wollbold ist selbst Priester und Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Bereits im Jahre 2010 erschien sein Buch „Als Priester leben. Ein Leitfaden“, in dem er seine Sorge um den Stand des Priestertums deutlich machte. Nunmehr legt er in seinem neuen Buch sieben tiefgreifende wie lebensnahe Exerzitienbetrachtungen vor. Jedem Exerzitien-Kapitel geht ein Gebet voraus, dem ein passender Schrifttext folgt. Durchweg ist der heilige Pfarrer von Ars präsent. Mit ihm will Wollbold die Exerzitien halten und die Exerzitanten sollen durch seine, zum Himmel weisende Hand geführt werden. Pfarrer Vianney ist die Leitfigur, obgleich immer wieder eigene und aktuelle Aspekte von Wollbold miteinbezogen werden. Eine Kurzbiografie über Johannes Maria, der als einfacher Junge nur mit Mühe die notwendige Schulbildung erlangte und später trotz vieler Widerstände nur durch Gottes Gnade und die Barmherzigkeit mancher Menschen die Priesterweihe erhalten konnte, ist ebenso Bestandteil des Exerzitienbuches wie jene Elemente, die seine Persönlichkeit und Heiligkeit besonders bestimmten: sein Vorbild, seine Predigt, der Katechismus und die persönliche Ermahnung, die Beichte und das Messopfer, der Kirchen-Schmuck (auf den er trotz größter persönlicher Armut und Anspruchslosigkeit größten Wert legte und wofür ihm kein Opfer zu groß war), der Kampf gegen Laster und Missstände, seine Werke der Barmherzigkeit, seine übernatürlichen Gnadengaben und, nicht zu vergessen, die über viele Jahre sich hinziehenden Angriffe des Teufels. Dies sind zweifellos alles Eigenschaften, die heute kaum mehr bekannt sind, über die fast nicht gesprochen, geschweige denn gepredigt wird.

Sind denn die pastoralen Methoden des hl. Johannes Maria Vianney wirklich nicht für die gegenwärtigen gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse in der Kirche und in unserem Land geeignet? Wollbold spürt in seinen Exerzitien Möglichkeiten auf. Er spricht von Askese. Der Notwendigkeit einer festen geistlichen Lebensordnung und von priesterlicher Keuschheit. Alles Dinge, die heute absolut „out“ sind. Er ermuntert auch zu heiliger Lebensführung, zu heiligen Akten. Der Priester muss an sich selbst arbeiten, um ein guter Seelsorger sein zu können. Der lesende Laie fragt sich, welches Bild Priester von sich selbst haben, wenn sie mit Erstaunen vor dem hier Dargestellten stehen werden. Sie werden ihr eigenes Priesterbild hinterfragen müssen; manche von ihnen werden sich neu orientieren und verorten müssen. Offenbar ist es auch notwendig, dass Priester wieder so einfache Dinge lernen, wie: was ist das Brevier und wie betet man es? Der Vollzug des Brevierbetens scheint so sehr in Vergessenheit geraten zu sein, dass Gebetszeiten und der Umgang mit liturgischen Büchern neu erklärt und erlernt werden müssen. Diese Erkenntnis kann ein treuer Katholik nicht anders als „sehr traurig“ bezeichnen. Dass aber all dies nicht mit zusätzlichem zeitlichen Aufwand und lästiger Pflicht entschuldigt werden kann, wird deutlich in den dem Absatz über die „Früchte des Breviergebetes“. All das war Pfarrer Johannes Maria Vianney in Fleisch und Blut übergegangen. Und vielleicht war dies auch das, was seine Heiligkeit ausgemacht hat; er war demütig, treu zu der Sendung seines Priestertums, zu dem Gott ihn berufen hatte. Stets war ihm auch seine immerwährende vertrauensvolle Hingabe in die Hände der göttlichen Vorsehung bewußt.

Papst Benedikt XVI. sprach in einer Generalaudienz während des Priesterjahres, das er unter das Patronat des Pfarrers von Ars gestellt hatte, über unseren Heiligen und sagte: „Er eroberte die Seelen, auch die widerspenstigsten, indem er ihnen das vermittelte, was er im Innersten lebte: seine Freundschaft mit Christus. Er war in Christus verliebt, und das wahre Geheimnis seines pastoralen Erfolgs war seine Liebe zum verkündigten, gefeierten und gelebten eucharistischen Geheimnis.“

Professor Wollbold, der der „außerordentlichen Form“ bzw. der tridentinischen Liturgie sehr gewogen ist, stellt in dem Buch auch die Frage nach dem „alten Ritus“. Er schreibt: „Zweifellos: In dieser Zelebration findet der Priester beste Nahrung für seine Messfrömmigkeit, den Sinn für das Heilige, die Ritualität, die Demut und das Bewusstsein, stets der Reinigung zu bedürfen.“ Und weiter: „Wenn also irgend möglich, sollte man diese Zelebration erlernen und regelmäßig ausüben, zumindest am freien Tag und/oder im Urlaub.“ Hierzu bittet der fromme Laie: „Liebe Priester, nehmt die Gläubigen mit dazu!“

Diesem wunderbaren Buch des Priester-Professors Andreas Wollbold ist eine weite Verbreitung zu wünschen. Die Gläubigen sollten es vielleicht ihren Priestern schenken und in jedem Priesterseminar muss es den Seminaristen ausgehändigt werden. Ich bin sicher, auch viele Laien werden davon profitieren, sich auf diese Exerzitien mit Andreas Wollbold und dem Pfarrer von Ars einzulassen.


LINK

Siehe auch: Die Herzkapelle in Ars

Siehe auch unter "Seiten": Buchbesprechungen


1 Kommentar:

  1. Ich habe mehrere Exemplare dieses sehr empfehlenswerten Buches gekauft, um sie an Priester weiterzugeben. Dem Werk ist weite Verbreitung zu wünschen.

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