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Buchbesprechungen




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Über die Lauheit 

Francisco Fernández Carvajal, Spanier, Priester, Professor und Mitglied des Opus Dei hat in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts in seiner Heimat ein Buch herausgegeben, das erst  im Jahre 2007 beim Fassbaender Verlag in Wien eine deutsche Übersetzung erfahren durfte. Während es in Spanischen Original mit „La tibieza“ -  Die Lauheit herausgegeben wurde, erhielt die deutschsprachige Ausgabe den präziseren Titel „Lauheit – wenn die Liebe erkaltet“.  Freilich mag der erste Eindruck auf ein Buch im Bereich der Eheberatung hindeuten. Dem ist nicht so. 

In zwölf Kapiteln betrachtet der Autor urchristliche, ja katholische Eigenschaften, mit denen er in die Tiefen des menschlichen Herzens eindringt um die Seele wieder fähig zu machen, Gott zu lieben. Francisco F.  Carvajal wendet sich an Menschen, die wirklich glücklich sein möchten, weil sie gespürt haben, dass sie in dieser Welt oft genug nur einem vermeintlichen Glück hinterherlaufen.  Der Autor erkennt die Ersatzwerte und weist stattdessen auf die wahre Freude hin, das Glück, den Frieden, die man nur in und mit Gott und niemals getrennt von ihm finden kann. Alles, was uns von Gott, von der Liebe zu Christus trennt, macht uns freudlos. 

Das Gegenteil der Freude ist ja die Traurigkeit, die den Menschen kraftlos und hoffnungslos macht. Ein besonderer Anlass für diese Traurigkeit ist, neben der Sünde, die Lauheit. Francisco F.  Carvajal zeigt Abhilfen auf, wie der Christ diese Krankheit des Seelenlebens erkennen und gegenübertreten kann. 

Dieses Buch zeigt die Symptome der Lauheit und gibt die entsprechenden Heilmittel an. Einer von vielen Schlüsselsätzen des Buches lautet: „Viele Versuchungen und lässliche Sünden könnten durch das Bemühen um mehr Frömmigkeit, um mehr Gegenwart Gottes und um einen feinfühligeren Umgang mit dem Herrn vermieden werden.“

Francisco F.  Carvajal
Lauheit – wenn die Liebe erkaltet
Verlag Fassbaender Wien, 2007
Paperback, 136 Seiten, 11€
ISBN 978-3-900 538-85-9





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Pater Anton Jans – Kartäuser und Mystiker

Als im Jahre 1934 erstmals das Buch „Anton Jans. Ein Mystikerleben der Gegenwart“ veröffentlicht wurde, kündigte der herausgebende Verlag an, es sei von einem „weißen Mönch, der nicht genannt sein“ wollte. Dieser ungenannte Kartäuser war Pater Gerhard Ramakers, der, auf Tagebuchaufzeichnungen und Briefe seines Mitbruders Pater Anton Jans zurückgreifend, ein beeindruckendes geistliches, ja mystisches Testament verfassen konnte.

Pater Anton Jans wurde am 22. August 1903 als Hans Jans in Nottwil in der Schweiz geboren. Als Kind wuchs er im Kreise seiner treu katholischen Familie auf. Die Schulbildung erhielt er in der Volksschule in Ballwil, der Mittelschule in Beromünster (1917-21) und dem Gymnasium des Benediktinerklosters Engelberg (1921-25). Im Jahre 1926 trat er in die Schweizer Kartause La Valsainte ein. Dort bekam er den Ordensnamen Anton. Schon früh hatte er gesundheitliche Probleme, doch der Orden schickte den jungen Mönch nicht einfach weg. Er durfte bleiben, die feierliche Profess ablegen und am 4. Oktober1931 die Priesterweihe empfangen. Unmittelbar nach der Priesterweihe schickten ihn seine Oberen wegen seiner lebensbedrohlich gewordenen Herzkrankheit in die südfranzösische Kartause Montrieux (Provence). Man hoffte, ihm durch einen Ortswechsel Erleichterung verschaffen zu können. Aber nur wenige Monate später, am 28. Februar 1932, ist Pater Anton Jans gestorben.

Bei keinem Mystiker tritt so klar hervor wie bei Johannes vom Kreuz, dem großen Kirchenlehrer der Mystik, dass es sich bei der Mystik im Wesentlichen um die Entfaltung der übernatürlichen Gnadenveranlagung eines Christen handelt. Auch die Beschauung, die Kontemplation, die als zentraler Akt dieser Mystik gilt, ist nichts anderes als ein modifizierter Glaube, der aus der Gottesliebe gleichsam zusammengewachsen ist, in einem neuen, übernatürlichen Licht. Selten finden wir eine schlichtere Entfaltung eines Mystikerlebens, das zugleich klar und wesenhaft aus den gnadenhaften Wirklichkeiten in die Seele einfließt, als bei Pater Anton Jans. Und dennoch finden wir bei ihm oft eine geradezu frappierende Ähnlichkeit der Gedanken und Formulierungen zu Johannes vom Kreuz.

Aus den Aufzeichnungen des jungen Mönches erscheint der christozentrische Charakter seines Innenlebens deutlich hervor. Christus steht im Mittelpunkt seines ganzen Ringens und Erlebens. Von Christus aus dringt er vor in das Innenleben der Heiligsten Dreifaltigkeit. In Christus erlangt er das Bewusstsein der Lebenseinheit mit dem mystischen Leib des Herrn. Selbst seine Marienverehrung hat als inneren Zielpunkt die Vereinigung mit Christus. Denn durch Christus erkennt er sich als Kind Gottes, und indem er Christus in sich Gestalt gewinnen lässt, vollendet er die Gottesgeburt in seiner Seele.

Die Entfaltung seines inneren Lebens zu Christus zeiget uns auch sein recht schlichter Charakter. In dem Neunzehnjährigen beginnt bereits 1922 im Gymnasium bei den Benediktinern ein Zielgerichtetes geistliches Streben. Es zeichnet sich aus durch ein unbedingtes Vertrauen auf die Gnade, nämlich eine unbedingte Hingabe an die Gnade Gottes. Sein Leitmotiv war: „Sei treu der Pflicht und treu der Gnade!“ In seinem äußeren Gehabe bleibt er frisch und lebendig wie immer; aber er wird zurückgezogener und er wird reifer. Seine übernatürliche Gesinnung tritt immer deutlicher hervor und wird von nun an sein ganzes Leben beherrschen.

Nur was im Licht des Glaubens seinen Glanz nicht verliert, hat Wert für die Ewigkeit. Nur das
vermag seine empfängliche Seele zu bestimmen. Er beginnt mehr und mehr von sich selbst abzusehen und lässt den Willen Gottes die übernatürliche Form seines Seins und Strebens werden.
Die Tugend der Großmut wächst in ihm. Er steht auf dem Standpunkt, dass kein Augenblick verloren
gehen darf; denn das wäre einem Diebstahl gleichzusetzen.

Was er sich zum Ziel setzt, ist: dass selbst die kleinsten Unvollkommenheiten nicht mehr vorkommen dürfen. Wie unterscheidet sich doch dieser Satz vom „Lebensgefühl“ der heutigen Zeit, in der man alles haben, mitnehmen und genießen muss. Die Gesinnung des inzwischen Kartäusernovize gewordenen Anton Jans ist eine andere. Hier begegnet er uns wieder in dem heiligen Johannes vom Kreuz: „Je mehr die Seele sich frei und leer von allem Geschaffenen macht, desto mehr kann Gott von ihr Besitz ergreifen.“ Dies ist ein aszetisches Ziel, das wir mit Demut bezeichnen; doch der Weg dorthin ist jener der inneren Reinigung.

Mit der zeitlichen Profess im Jahre 1927 tritt ein gewisser Wandel in seinem geistlichen Leben ein.
Es beginnt der Erleuchtungsweg. Sein Gebet vereinfacht sich nun sehr stark. Er schreibt es ja selbst, dass er anfängt, in der vollen Wahrheit zu leben. Es ist allein der Glaube, auf den er sich stützt. Auch wenn die dunkle Nacht über ihn kommt, duldet er mit der menschlichen Natur keine Kompromisse. Die Tiefe seiner Seele ließ sich nun nicht mehr in Formeln ausdrücken. Das eigentliche Element, in dem er lebte, war dem Bereich der Sinne entrückt.

Doch Anton Jans erhob auf Licht und Erleuchtung keinen Anspruch. Die Worte der Heiligen Schrift waren für ihn Wegweiser, besonders auch dann, wenn es ihm in der Nacht des Glaubens dunkel wurde. Wie bei Johannes vom Kreuz verändert sich nun das Ziel. Es ist nicht mehr die Demut, jetzt heißt es: „Ich muss immer auf Ihn, Christus, schauen.“ Die Frömmigkeit des Kartäusers wird tiefer und konkreter, ja persönlichkeitsgebunden, nämlich gebunden an Christus. Er ist sein Ziel. Das erkennt er ganz klar. Er soll ganz in Jesus aufgehen und ein zweiter Christus werden!

Doch dieses Ziel, in Christus aufzugehen, nennt er nicht nur sein eigenes, sondern als das Ziel aller Christen, die bereit sind, sich berufen zu lassen, sogar derjenigen, die in der Welt leben. Der Gedanke der Gottesgeburt in der Seele klingt an: „Wir wollen dieses Weihnachten feiern durch Maria und mit Maria, öffnen wir daher unsere Herzen, wenn Maria anklopft, um in uns Jesus zu gebären.“ „Das sei unser Programm: Das Leben Jesu in uns leben.“ Wunderbar weiß Anton Jans dieses Jesus-leben-in-sich zu verbinden mit Maria. Sie ist für ihn die Mittlerin aller Gnaden und darum ist es auch ihr Werk, wenn Jesus in seiner Seele gestaltet wird.

Pater Anton Jans  unterscheidet sorgsam zwischen der Vereinigung mit Jesus Christus durch die hl. Kommunion und der Vereinigung mit Jesus durch die Gnade. Diese Unterscheidung ist nicht ohne Bedeutung für das Verständnis seines mystischen Denkens. Gleichzeitig beginnt das Hineinwachsen in die Weite des mystischen Christus.

Der trinitarische Gesichtspunkt tritt in seinem Innenleben besonders in den Tagen der Erleuchtung hervor, in den Einzelexerzitien vor den ersten Gelübden etwa. Zunächst ist es noch der einfache Gedanke der Hl. Schrift, der ihn beseelt: „Wer mich liebt, wird mein Wort halten; mein Vater wird
ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ Doch allmählich, nämlich ab Juli 1929, offenbart sich in seinen Aufzeichnungen ein tieferes Eingehen in das Innenleben der heiligsten Dreifaltigkeit. Es zeigt sich eine spezifische Differenzierung seines Innenlebens gegenüber den drei göttlichen Personen. Der Übergang zur Stufe der Einigung tritt nicht mehr merklich hervor. Damit wird zugleich ein gewisser Höhepunkt dieser seelischen Entwicklung erreicht (Anfang 1930). Im August dieses Jahres kann er sagen: „In meiner Seele zeugt der Vater seinen Sohn.“

Aber auch auf der Stufe der Umgestaltung bleibt Christus der Zielpunkt seines ganzen Seins. Er lebt auch noch jetzt und bis ans Ende aus Christus und in Christus. „Jesus, ich will Dich überall leben lassen, eine zweite Menschheit für Dich sein, um die Wunden Deines Herzens zu ehren“, schreibt er im Juli 1929. Das ist vielleicht das Schönste, was er über sein Verhältnis zu Christus gesagt hat. „Ganz Jesus, ganz Priester!“ – das ist seine Sehnsucht auch kurz vor seinem Heimgang am 28. Februar 1932.

Soweit der Abriss der geistlichen Entwicklung dieses so reichen wie armen, doch früh vollendeten Lebens. Zu einem einzigen Widerklang Christi ist es geworden. In einer seiner letzten Aufzeichnungen schrieb er an seine Familie:

„Der liebe Gott ist überall; leider sind wir nicht bei Ihm, was das einzige wirkliche Übel ist, worüber wir uns betrüben sollten. Den ganzen Tag könnt Ihr mit dem Heiland in Verbindung sein, ohne dabei von der Pflichtarbeit abzustehen, weil Er bloß will, daß Ihr dies und jenes tut. Tun wir es also, weil Er es so will, so tun wir es aus Liebe zu Ihm, das heißt, wir sind in wahrer Vereinigung mit dem Heiland in der Liebe, die man nicht nötig hat zu fühlen, wohl aber zu leben.“

Der Mönch, der als Autor nicht genannt sein wollte und gemäß dem Brauch der des Kartäuserordens auch nicht zu seinen Lebzeiten genannt wurde, war, wie bereits erwähnt, Pater Gerard Ramakers. Er wurde 1896 in Echt, unweit der deutschen Grenze, im niederländischen Limburg geboren. Im Jahr 1917 trat er, wie einige Jahre später der junge Hans Jans,  in die Kartause La Valsainte ein, wo er im Jahre 1918 Profess ablegte. Von seinen Oberen wurde er 1923 zum Novizenmeister ernannt. Als Novizenmeister von La Valsainte hatte Pater Gerhard Ramakers einen großen Einfluss auf eine begeisterte junge Generation von Kartäusern, unter denen sich auch Pater Anton Jans befand. Neben mancherlei Stationen in verschiedenen Häusern des Ordens, verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens in der deutschen Kartause Marienau, wo er am 3. April 1984 gestorben ist.

Der in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts bekannte Münchner Theologieprofessor Prälat Dr. Martin Grabmann schrieb als Herausgeber des im „Verlag Ars Sacra“ erschienenen Buches „Anton Jans. Ein Mystikerleben der Gegenwart“ ein Geleitwort, worin es heißt: „So möge dieses Büchlein, das für den Theologen, für den gebildeten Laien und auch für den einfachen Gläubigen gleich verständlich geschrieben ist, hinausgehen als Künder der Wirklichkeit einer Welt des Übernatürlichen, als Mahner zur Besinnung auf die Übernatürlichen Lebenskräfte, die in der Kirche geborgen sind, als Tröster und Wegweiser im Ringen und Kämpfen hochgemuter gottsuchender und liebender Seelen, als Zeuge für die unvergängliche Wahrheit, für den tiefen Erkenntnis- und Lebenswert der in dieser Schrift so oft angeführten Worte Christi: ‚Wenn Mich jemand liebt, und Mein Vater wird ihn lieben und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen (Joh 14,23).‘“

Das alte Buch „Anton Jans. Ein Mystikerleben der Gegenwart“ kann noch antiquarisch erworben werden. Es ist jedoch recht teuer, und dazu ist nicht jeder Interessierte heute noch in der Lage, ein Buch zu lesen, das in Fraktur gedruckt wurde. So ist es als Glücksfall anzusehen, dass ein Liebhaber des alten Buches und von Pater Anton Jans sich der Mühe unterzogen hat, alles abzuschreiben, neu zu setzen und als Buch und als E-Book neu herauszugeben. Der neue Titel lautet „Pater Anton Jans. Kartäuser und Mystiker“.

Pater Anton Jans: Kartäuser und Mystiker
(Hrsg. Martin Grabmann), Neuauflage August 2015
Taschenbuch: 190 Seiten, Größe 12,7 x 1,2 x 20,3 cm
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform;
Auflage: 1 (11. August 2015)
ISBN-13: 978-1516835973
Euro: 15,95

[Kindle Edition]
Euro: 6,90
Buchbestellung: http://bit.do/antonjans






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„Victor quia victima. Wie man einen Bischof zu Fall bringt“

„Victor quia victima. Wie man einen Bischof zu Fall bringt“ klingt wie eine Anleitung zum Sturz eines Bischofs. Tatsächlich beschreibt das vorliegende Buch des Benediktinerpaters Dr. Ildefons M. Fux detailgenau die Vorgänge, die sowohl zu den Angriffen auf den Erzbischof von Wien, Hans Hermann Kardinal Groër, wie auch zu seinem Sturz, geführt haben. Mancher mag sich fragen, wieso dieses Buch jetzt geschrieben werden muss, nachdem zwanzig Jahre seit diesen Ereignissen vorübergegangen sind. Aber es sind gerade diese zurückliegenden zwanzig Jahre, die den Leser daran erinnern sollen, wie ein Bischof der römisch-katholischen Kirche aufgrund unbewiesener Anschuldigungen, vielmehr aber wegen seiner Festigkeit im Glauben und zur Lehre der Kirche, mundtot gemacht wurde.

Hans Hermann Kardinal Groër (geb. 13. Oktober 1919), ein Benediktinermönch, war ab dem 14. September 1986 Erzbischof von Wien. Ab dem 27. März 1995 verbreiteten österreichische Medien schwere Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn, die zunächst ein ehemaliger Schüler geäußert hatte. Von da an ging alles sehr schnell. Bereits am 14. September 1995 wurde sein „Rücktrittsgesuch“ von Rom angenommen und bestätigt. Kardinal Groër war erledigt. Die Feinde der Kirche jubelten.

Der lateinische Titel des Buches „Victor quia victima“ (Sieger weil Opfer), der dem deutschen Titel „Wie man einen Bischof zu Fall bringt“, geht auf den heiligen Augustinus zurück, der in seinen „Bekenntnissen“ davon spricht, dass der Hirte geschlagen wurde und doch Sieger geblieben ist. Rein menschlich gesprochen ist dies absurd. Doch was wissen wir? Dr. Ildefons Fux nähert sich den kommenden Ereignissen mit einer chronologischen Übersicht, um das Verständnis für die damaligen Ereignisse zu erleichtern. Noch bevor die Vorwürfe gegen den Kardinal am 27. März 1995 bekannt wurden, sagte er am 22. März:

„Sich verleugnen und sein Kreuz auf sich nehmen. Es tragen und Ihm nachtragen, solange man nicht vollkommen und verherrlicht ist. Man trägt es nicht irgendeinem Christus nach, sondern dem Lamm Gottes, das für die Sünden aller Menschen Sühne leistet. Wir sollen bestrebt sein, nicht nur selbst möglichst rein und heilig zu werden, sondern auch für die anderen; und alle tragen im Bewußtsein, dass Christus schon der Sieger ist!“

Kardinal Groër, der am 24. März 2003 in einem Krankenhaus in St. Pölten gestorben ist, wird zu allen Anschuldigungen in der Öffentlichkeit schweigen. Auch nachdem er wieder, nach seiner Amtszeit, als einfacher Mönch lebte, schwieg er. Welche Wahrheit ist es also, die wir glauben können? Dem geneigten Leser werden bei der Lektüre des Buches viele Namen begegnen von mehr oder weniger „bedeutenden“ Personen, die z. T. noch heute ein Amt in der Kirche haben und Macht ausüben.

Das Buch wird aber auch darum vom Rezensenten empfohlen, weil dargestellt wird wie verlogene Machenschaften und Druck der Medien in der Lage sind, der Menschen Meinungen zu bestimmen um vermeintliche Mehrheiten zu bilden.

Quelle:

Ildefons M. Fux OSB
Victor qvia victima – Wie man einen Bischof zu Fall bringt
134 Seiten, Softcover, 12,80 €
ISBN: 978-3-86417-040-9



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"Es begann mit einer Träne…'




Es begann mit einer Träne…
Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC
Autor: P. Gottfried Egger OFM
ISBN: 978-3-902694-36-2
Heiligenkreuz 2012
456 Seiten / Hardcover 14,9 x 22,5 cm
Be&Be-Verlag, 29,90 €





Papst Benedikt XVI. sagte am 17. Oktober 2010 bei der Heiligsprechung von Camilla Battista von Varano: „Das Leben der hl. Battista, das völlig in die Tiefen Gottes eingetaucht war, war ein ständiger Aufstieg im Leben der Vollkommenheit, mit einer heldenhaften Liebe zu Gott und zum Nächsten. Sie war von großen Leiden und mystischen Tröstungen gezeichnet; sie hatte nämlich beschlossen, wie sie selbst schreibt, ,in das Heiligste Herz Jesu einzutreten und im Ozean seiner bittersten Leiden zu ertrinken‘.“

Camilla von Varano wurde am 9. April 1458 als uneheliche Tochter des Herzogs von Camerino, Giulio Cesare von Varano, und der Edelfrau Cecchina di Mastro Ciacomo geboren. Camilla wuchs unter den Augen ihres Vaters auf, nicht aber ihrer Mutter. Der Herzog nahm sich im Jahr der Geburt Camillas, die erst Zwölfjährige Giovanna Malatesti zur Braut. Diese Sitte gehörte offenbar zu den höfischen Gepflogenheiten des damaligen Zeitgeistes. Aber offenbar hatte dieser Umstand auf Camilla keine ungünstigen Auswirkungen; sie wurde vom Vater und ihrer jungen Stiefmutter geliebt und gefördert.

Im Alter von 18 Jahren wollte sie sich dem leidenden Christus auf Golgotha weihen und verspürte immer stärker den Ruf zum Ordensleben. Der Vater widerstand vorerst ihrem Wunsch, den sie aber mit 23 Jahren doch umsetzen konnte. Am 4. November 1481 trat sie in das Klarissenkloster Sorelle Povere di Santa Chiara in Urbino ein, wo sie den Namen Schwester Battista erhielt. Mit acht Mitschwestern verließ sie am 4. Januar 1484 auf Veranlassung der Oberen Urbino, um in das von ihrem Vater im aufgelösten Kloster der Olivetaner zu Camerino gegründete Klarissenkloster Santa Chiara einzutreten. Schwester Battista wollte, dass in diesem Kloster ausnahmslos nach der Regel der hl. Clara gelebt werde.

Schwester Battista starb am 31. Mai 1524 in ihrem Kloster in Camerina an der Pest. Sie wurde im Chor von Santa Chiara begraben. Am 7. April 1843 wurde sie von Papst Gregor XVI. seliggesprochen. Papst Benedikt XVI. sprach sie am 17. Oktober 2010 heilig.

„Es begann mit einer Träne…“

Im vorliegenden über 450 Seiten umfassenden Buch „Es begann mit einer Träne… Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC“, das kurz nach der Heiligsprechung im Jahre 2012, dem Jubiläumsjahr der heiligen Klara, erschienen ist, werden neben der Lebensbeschreibung auch Schriften der Heiligen publiziert. Pater Gottfried Egger OFM hat diese, zusammen mit einigen anderen Mitstreitern als Übersetzerteam, für die deutschsprachigen Leser zugänglich gemacht. Das Buch vermittelt nicht nur einen guten Eindruck über das Leben und Beten der Klarissin innerhalb ihres Ordens. Vor allem werden sehr persönliche, ja intime Begegnungen ihrer Seele mit Gott beschrieben.

Es war die Zeit der beginnenden lutherischen Glaubenskämpfe als Schwester Battista am 31. Mai 1524 starb (Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517). Sie war so von dem Wunsch entflammt, die Kirche in rechter Weise zu erneuern, dass sie weder schlafen noch essen noch zuhören konnte, wenn jemand mit ihr sprach. Dies ging so weit, dass sie daran erkrankte. Sie brannte innerlich, sie brauchte keinen anderen Trost und keine andere Speise als Christus in der heiligen Kommunion. Und wenn sie von der Erlösung der Seelen sprach, schien sie dahinzuschmachten.

Schwester Battista war gänzlich in den Willen Gottes ergeben und besaß dennoch eine volle Wahrnehmung des konkreten Lebens in ihrer Kommunität und in der Kirche. Sie rief alle zur Heiligkeit, der sie sich uneingeschränkt verpflichtet fühlt.

Davon sprechen auch ihre innere Verbundenheit mit den unsagbar großen seelischen Leiden und Schmerzen Jesu in seiner Passion. Daraus flossen bei der Versenkung in die Abgründe der sich vorbehaltlos hinopfernden Liebe des göttlichen Herzens ihre großen mystischen Erkenntnisse. Schwester Battista tauchte ganz tief „in das überaus bittere Meer der seelischen Schmerzen des Herzens Jesu“ ein: „Durch die wunderbare Gnade des Heiligen Geistes wurde ich in das geheime Gemach des bewunderungswürdigen Herzens Jesu hineingeführt.“

Die heilige Klarissin Battista liebte das göttliche Herz Jesu über alles. In ihrer Abhandlung über die Reinheit des Herzens schreibt sie die starken, törichten, uns heutigen fast unverständlichen Worte: „Das Gesetz der Liebe führt die Seele zu einem Verlangen, das von der Welt als Verrücktheit angesehen wird, wenn die Seele mit wahrer und inniger Zuneigung ruft: Mein lieber Gott, warum bestrafst du mich nicht, warum erträgst du meine Sünden? Schick mich in die Hölle, die ich verdiene, damit ich dich dort liebe.“

Camilla Battista von Varano ist eine Lehrmeisterin des geistlichen Lebens. Das Buch kann so manche offene und begierige Seele ansprechen und belehren, wenn der Leser mit offenem Herzen in die Texte eintaucht. Möge das Buch weite Verbreitung finden und viele Menschen auf den Weg zu Gott führen.

Quelle: http://kath.net/news/49468

Heilige Camilla Battista von Varano
Heiligsprechung am 17. Oktober 2010



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Dom Prosper Guéranger
Einführung in das liturgische Jahr
Reihe: Studien zur monastischen Kultur-Band 8
EOS Verlag  2014
220 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-8306-7648-5
19,95 EURO


Man kann den Namen des ersten Abtes von Solesmes nicht nennen, ohne seine Arbeiten über die Liturgie zu erwähnen. Von allen Werken Dom Prosper Guérangers ist sein mehrbändiges Werk „Das Kirchenjahr“ in Deutschland am bekanntesten. Der Anlass, der ihn zum Verfasser des in alle Sprachen übersetzten liturgischen Standardwerkes werden ließ, war folgende Problematik innerhalb des französischen Katholizismus: Sogenannte „neo-gallikanische“ Liturgien, die sich aus dem Protestantismus und dem Jansenismus entwickelt hatten, waren weit verbreitet. Es entstanden Neuschöpfungen, die an die Stelle der liturgischen Tradition gesetzt wurden. Der geneigte Leser dieser Rezension wird in folgendem Zitat Guérangers leicht erkennen, was damit gemeint ist – und sich ohne weiteres in der Situation der heutigen katholischen Kirche wiederfinden. Dom Guéranger nennt jene, die sich den „Neo-Gallikanern“ angeschlossen haben, „anti-liturgische-Sekte“. Er beschreibt drei Prinzipien:

„Um eine Vorstellung von den verheerenden Auswirkungen der anti-liturgischen Sekte zu vermitteln, schien es uns notwendig zusammenzufassen, welchen Weg die vorgeblichen Reformatoren der Christenheit seit drei Jahrhunderten eingeschlagen haben, und in einem Gesamtbild zu zeigen, was sie zur Reinigung des Gottesdienstes taten und lehrten. Nichts ist aufschlußreicher und geeigneter, um die Ursachen der schnellen Ausbreitung des Protestantismus verstehen zu lassen. Man wird hierbei eine diabolische Klugheit am Werk sehen, die sichere Schläge vollführt und unweigerlich weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.“ (Institutions Liturgiques, zit. nach UVK 3/2010)
Als zweites Prinzip der anti-liturgischen Sekte nennt Guéranger die Einführung von Lesungen aus der Heiligen Schrift, die jene von der Kirche geprägten Formeln ersetzten. Durch diese Maßnahmen wird zum einen die Stimme der Tradition zum Verstummen gebracht, was diese Sekte am meisten fürchtet; und zum anderen ist dies ein Mittel, um ihre neue Lehre verbreiten zu können. „Das dritte Prinzip der Häretiker bezüglich der Reform der Liturgie ist folgendes: nachdem sie die kirchlichen Formeln beseitigt und verkündet hatten, es sei absolut unerläßlich, im Gottesdienst nur Worte der Schrift zu verwenden, dann aber erkennen mußten, daß sich die Schrift nicht immer, wie sie es wünschten, all ihren Absichten fügte, besteht ihr drittes Prinzip darin, verschiedene Formeln zu fabrizieren und einzuführen, die voller Perfidie sind und die Völker noch fester an den Irrtum ketten, so daß das ganze Gebäude der ruchlosen Reformatoren für Jahrhunderte gefestigt sein wird.“ (Institutions Liturgiques, zit. nach UVK 3/2010)

Hier wird also eine Situation beschrieben, die uns Heutigen bekannt vorkommt. Große Revolutionen hatten damals in Frankreich die Grundfesten der Kirche und des Glaubens in Erschütterung versetzt. Der Abt der großen Benediktinerabtei sammelte das vom Vergessen bedrohte Wissen und stellte es im Rahmen der Tradition wieder her. Er war ein Neuerer, der der vielfältigen liturgischen Zersplitterung Frankreichs die Stirn bot und den traditionellen gallikanischen Bestrebungen eine entschiedene Treue zum päpstlichen Primat entgegen stellte. Auch heute finden wir uns in einer kirchlichen Revolutionszeit wieder. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden viele Bereiche katholischen Lebens zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verändert. Besonders sehen wir das im Liturgischen Leben. Viele einstmals zum pfarrlichen Leben gehörende Formen wie z. B. Andachten und Vespern, der Kreuzweg und Wallfahrten sind fast gänzlich verschwunden und der Lächerlichkeit anheimgegeben worden. Allenfalls Wallfahrten stehen heute wieder hoch im Kurs, aber eher unter dem Aspekt der „Selbstfindung“ im Sinne von „Ich bin dann mal weg“. Kreuzwegandachten und das Rosenkranzgebet in einer Pfarrei werden allenfalls noch von einigen unverbesserlichen Alten am Leben gehalten. Doch vor allem ist es die heilige Liturgie, die mit dem Konzilsende zur Verwüstung freigegeben worden ist. Reichlich Gebrauch wurde davon gemacht, nicht nur in ihrem Zentrum, dem heiligen Messopfer, auch bei allen anderen liturgischen Handlungen. Umso dankbarer ist der Rezensent, mit dem vorliegenden Buch – „Einführung in das liturgische Jahr“ von Dom Guéranger – auf die Schönheit des liturgischen Kirchenjahres sowie auf die Bedeutung für das katholische Leben verweisen zu dürfen.

Dom Prosper Guéranger begann als Abt des 1833 von ihm neu errichteten Benediktiner-Klosters von Solesmes im Jahr 1841 mit den Arbeiten an „Das Kirchenjahr“. Von den 15 Bänden, die „Das Kirchenjahr“ schließlich umfasste, konnte Dom Guéranger bis zu seinem Tod 1875 erst neun vollenden. Die restlichen sechs Bände, über die Zeit nach Pfingsten, wurden von seinem engen Mitarbeiter Dom Lucien Fromage verfasst.

Erst im Jahr 1874, also ein Jahr vor dem Tod des Abtes, erschien die Übersetzung des ersten Bandes der ebenfalls 15 Bände umfassenden deutschen Ausgabe. Die Approbation erteilte der Mainzer Generalvikar Dr. J. B. Heinrich. In seinem Vorwort zum ersten Band schrieb er: „Die Idee des gegenwärtigen Buches ist die großartigste und segensreichste, die gedacht werden kann: Die Liturgie der katholischen Kirche in ihrer ganzen Vollständigkeit, nicht nur den Priestern, sondern allen Christen, so darzustellen und zu erklären, dass sie in ein tieferes Verständnis derselben eingeführt und zugleich angeleitet werden, dieselbe betend und betrachtend mitzufeiern.“ So wurde „Das Kirchenjahr“ für Generationen von Katholiken neben dem „Schott“ zu einem wichtigen Gebet- und Andachtsbuch. Leider ist die komplette Ausgabe von „Das Kirchenjahr“ auch antiquarisch kaum zu erwerben. Auch in Bibliotheken ist dieses Standardwerk, ebenso wie viele andere liturgische Bücher, nicht mehr vorhanden, weil sie in den wirren Zeiten der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts  entweder „entsorgt“ wurden oder in Missionsländer verschenkt worden sind.

In seiner Reihe „Studien zur monastischen Kultur“ hat der EOS-Verlag in St. Ottilien mit Band 8 also die „Einführung in das liturgische Kirchenjahr“ von Dom Guéranger vorgelegt. Dabei handelt es sich um die Übersetzung der im Jahre 1995 erschienen französische Ausgabe der „Introduction à l'Année Liturgique“.

Diese „Einführung in das liturgische Jahr“ ist eine Auswahl von grundlegenden Einführungen in die jeweiligen liturgischen Jahreszeiten, die „Das Kirchenjahr“ entnommen sind: Advent, der Weihnachtszeit, der Vorfasten-, Fasten- und Passionszeit, sowie der österlichen Zeit und der Zeit nach Pfingsten. Der französische Benediktinermönch und Guéranger-Biograf Dom Louis Soltner schrieb dazu eine Hinführung. Ihr ist zu entnehmen, dass es in Solesmes die Diskussion gab, ob „Das Kirchenjahr“ der Liturgie des Novus Ordo angepasst werden sollte. Man kam zu der Einsicht, das „klassische Werk“ unverändert zu lassen. Freilich hat man dennoch die eine oder andere Anleihe an die Liturgiereform gemacht. So wurde etwa der Beginn des Abschnitts über die Vorfastenzeit – die der neue Kalender nicht mehr kennt – künstlich in die Vergangenheitsform gesetzt: „Als Vorfastenzeit bezeichnete man [vor der Liturgiereform] die drei Wochen, die unmittelbar der eigentlichen Fastenzeit vorausgehen.“ Auch wird in der Übersetzung von Wilhelm Hellmann der Sonntag Septuagesima (der erste Sonntag der Vorfastenzeit) an einer Stelle als „Sonntag Septuaginta“ bezeichnet, wobei die Septuaginta natürlich die griechische Version des Alten Testaments ist.


Dom Guéranger unterteilte seine Einführungen in die liturgischen Zeiten in „Historische Fakten“, „Theologische Deutung“ und „Christliche Praxis“. Wenn nun die historischen Teile nicht mehr ohne Weiteres den heutigen Wissensstand vermitteln, so sind die theologischen Deutungen und vor allem die Hinweise zur christlichen Praxis nahezu zeitlos. Dem frommen Leser werden sich schnell Zugänge zur eigenen Lebens- und Glaubenspraxis erschließen. Und der Leser erfährt von längst nicht mehr verstandenen Riten, die aber so wichtig und notwendig sind, um auch und gerade im Alltag ein gottgefälliges Leben führen zu können. Hier sind vor allem auch die Bischöfe und Priester gefordert, die Lehrer der Theologie, die Gläubigen hinzuführen zum Geheimnis des Lebens, das ja darin besteht, Gott immer an erster Stelle zu ehren.

Für die christliche Praxis der österlichen Zeit schreibt Dom Guéranger aus heutiger Sicht beinahe prophetisch: „Das Osterfest löst nicht mehr die gleichen Gefühle in der Bevölkerung aus. Es ist nicht zu bezweifeln, dass der Grund dafür auch in der Trägheit und der falschen Bewusstseinslage der Menschen liegt, die sich in überwiegender Zahl dem Fastengebot gegenüber so verhalten, als bestünde es gar nicht. Daher kommt es auch, dass so viele Gläubige dem Ostertag sicherlich als einem großen Festtag entgegensehen, aber verständnislos dem Eindruck der tiefen Freude gegenüberstehen, die die Kirche in allen Gesten und Riten am Ostertag zum Ausdruck bringt.“ – An dieser Stelle müssen wir uns allerdings fragen, ob die moderne Liturgie für diese angesprochene und gemeinte Ausdrucksweisen überhaupt noch die entsprechenden Mittel (Riten, Texte, Musik) anzubieten hat. – Weiter heißt es, und damit wird das Eingefügte klar: „Und noch weniger sind sie bereit, diese Freude der Kirche fünfzig Tage lang in ihrem eigenen Herzen zu bewahren und aufrechtzuerhalten, wenn sie überhaupt an dem Tag, den echte Christen herbeisehnen, auch nur einen Anflug von Osterfreude verspürt haben. Derartige Christen hatten während der vierzig Tage weder gefastet noch Abstinenz geübt. Das Entgegenkommen der Kirche bezüglich der Fast- und Abstinenzregeln war für sie noch nicht weit genug gegangen. Sie hätten einen totalen Dispens gebraucht!“

Sein Vorwort zum Gesamtwerk begann Dom Guéranger 1841 mit den Worten: „Das Gebet ist für den Menschen das höchste Gut.“ Mit der „Einführung in das liturgische Jahr“, welche der EOS-Verlag dankenswerterweise auch in deutscher Sprache herausgebracht hat, wird es uns erleichtert, dieses Ideal ebenfalls zu verwirklichen.




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Ich suche Jesus
33 Schritte zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria nach den Anweisungen von Ludwig von Montfort mit Texten von Bernhard von Clairvaux
Herausgeber: Augustinus Kurt Fenz, Karl Wallner
Englisch-Broschur, 284 Seiten, 12,90 Euro
Be&Be-Verlag: Heiligenkreuz 2014
ISBN 978-3-902694-71-3






Wer die Texte unvoreingenommen aufnimmt, kann frei werden von den Ansprüchen, die der Alltag an ihn stellt. Er wird hingeführt zu einer großen Offenheit und gleichzeitig auch zu einer großen Innerlichkeit. Eine Gastrezension von Hans Jakob Bürger
Heiligenkreuz (kath.net) Das Buch „Augustinus Kurt Frenz. Ich suche Jesus. 33 Schritte zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria nach den Anweisungen von Ludwig von Montfort mit Texten von Bernhard von Clairvaux. Be&Be-Verlag Heiligenkreuz 2014“ wurde bereits im Jahre 1977 erstmals herausgegeben und konnte mehrere Auflagen erreichen. Nun liegt eine von Pater Karl Wallner, einem Ordensbruder von Pater Augustinus, überarbeitete, gefällige Neuausgabe vor. Der die 33 Kapitel betrachtende Leser wird nach wiederum 33 Tagen, in denen er mit den heiligen Ludwig und Bernhard in die Geheimnisse der Gottesmutter und ihres Sohnes hingeführt wurde, eingeladen, sein Leben durch Maria Jesus zu weihen. Dies geschieht mit einem Weihegebet in einer Formel des hl. Ludwig von Montfort.

Dieses Buch zu besprechen verlangt, dass der Rezensent dem Anliegen des Buches folgt und die einzelnen 33 Kapitel, oder Schritte bzw. Stufen, bewusst mitgeht, sie betend betrachtet. Wer unvoreingenommen die Texte und ihre Empfehlungen aufnimmt, kann frei werden von den Ansprüchen, die der Alltag an ihn stellt. Er wird hingeführt zu einer großen Offenheit und gleichzeitig auch zu einer großen Innerlichkeit. Auf dem eigenen Weg umzukehren zu Christus (hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort); und Maria, die Mutter des Herrn zu verstehen, sich ihr anzuvertrauen, sind schon immer große Anliegen der katholischen Lehre und Volksfrömmigkeit. Der heilige Bernhard ist jener Mönch, der sowohl das Leben der Kreuzritter, also der Kämpfer für das Reich Gottes auf Erden, kennt, als auch das mystische Leben in der Nähe des Herzens Christi. Im verdanken wir den zärtlichen Zusatz des Salve Regina: „o clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria“.

„Ich suche Jesus“ ist ganz praktisch aufgebaut. Allen Schritten werden Gebete vorangestellt, damit der Betrachter betend die einzelnen Stufen an-gehen kann.

Zunächst werden zwölf Schritte gegangen, um zur Mutter Gottes zu gehen. Sie war es, die sich ganz Gott zugewendet hat, seinen Willen stets erfüllte. Wir müssen uns vom „Geist dieser Welt“ frei machen um dem „Geist Jesu Christi“ folgen zu können. Die einzelnen dieser Schritte bestehen aus einer kurzen Einleitung, einer geistlichen Lesung, Erwägungen, Worte der heiligen Schrift und einem Gebet.

Den zwölf ersten Schritten folgen dreimal je sieben weitere Schritte. „Während der ersten Woche sollen sie alle ihre Gebete und Frömmigkeitsübungen aufopfern, um Selbsterkenntnis und Reue über ihre Sünden zu erflehen; und sie sollen alles im Geist der Demut tun.“ Die zweite Woche dient dazu, die Gottesmutter noch näher kennenzulernen, dazu soll der Heilige Geist um die notwendige Erkenntnis gebeten werden. Um dahin zu gelangen bedarf es des eindringlichen Gebetes. So werden u. a. täglich die Litanei zum Heiligen Geist gebetet und wenigstens eines der drei Rosenkranzgebete. Bei der dritten Woche, mit den letzten sieben Schritten, geht es um Jesus Christus, denn Ihn sollen wir ja kennenlernen. Hierzu werden Stoßgebete eingeführt und ein Gebet des hl. Augustinus sowie eine Jesus-Litanei.

33 Schritte, die sich vielleicht auf das Lebensalter Jesu beziehen, münden nun in das Weihegebet an Jesus Christus an und durch die Hände Mariens. - Jedem Frommen sei dieses Buch ans Herz gelegt!





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Äbtissin Maria Hildegard Brem (Hg.)
Botschaft von Gottes Güte
lateinisch - deutsch Band 1: Buch 1 & 2
Autor: Gertrud von Helfta
Lateinischer Originaltitel: Legatus divinae pietatis
Hardcover Format 22,6 x 15,2 cm,  287Seiten
Be&Be-Verlag: Heiligenkreuz 2014,
ISBN: 978-3-902694-57-7
Preis: 27,90 Euro



Das mir zur Besprechung vorliegende Buch der Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Mariastern-Gwiggen, Maria Hildegard Brem, hat mit „Gertrud von Helfta. Botschaft von Gottes Güte“ für das wichtigste Werk der heiligen Gertrud einen anderen Titel gewählt als denjenigen, der über mehr als hundert Jahre hinweg üblich war. Diese Schrift unserer Heiligen, das in Latein abgefasste Werk „Legatus“, wurde bisher mit „Gesandter der göttlichen Liebe“ in deutscher Sprache übersetzt und bekannt. Was hat die Zisterzienseräbtissin also bewogen, einen anderen Titel zu wählen als jenen, der seit 1876 in unsere Muttersprache eingeführt ist? Wollte sie etwa  einen „Aufbruch zu neuer Gottesrede“ wagen, wie  Siegfried Ringler sein im Jahre 2008 im Grünewald-Verlag erschienenes Buch über die Mystik der Gertrud von Helfta  nannte? Mitnichten. In ihrer Einleitung geht sie darauf ein.

Mit ihrer Neuübersetzung will sie „den Lesern die übergroße Güte Gottes nahebringen“. Der Leser soll mit Gertruds Texten zu Christus geführt werden, durch Begegnung, Freundschaft und Liebe mit ihm. Gerade der heutige Mensch soll, das ist das Hauptanliegen der Herausgeberin, sozusagen an der Hand der Heiligen, einen Weg ins eigene Innere und zur Begegnung mit Gott erschlossen werden.  Denn Gertrud war ein ganz „normaler“ junger Mensch, ohne besondere Verdienste und Frömmigkeit. Sie wurde von Gott gerufen und sie wurde von ihm geführt. Jeder, der sich auf Gott und Gertruds Texte einlässt kann sich in ihnen selbst erkennen und vielleicht auch die Schritte mit der Heiligen mitzugehen versuchen, so, wie sie geführt wurde, sich selbst führen zu lassen.

In ihrer geistlichen Hinführung schreibt Äbtissin Hildegard Brem, indem sie auch den Herausgeber der kritischen lateinisch-französischen Ausgabe der Sources Chrétiennes zitiert, dass es ein Missverständnis sei, wenn Biografen und Moralisten es nicht unterließen, von Übertreibungen (im Leben vieler Heiliger) zu sprechen. Es gehe nicht darum, sich einem Vollkommenheitsideal gegenüberzustellen, das es mit aller Anstrengung zu erreichen gelte. Die Armseligkeit des Menschen liege ja nicht auf der Ebene von Tugend und Absicht, denn viel „tiefer und absoluter“ sei „die Armseligkeit seines Daseins“ und zwar in der „lebendigen Gegenwart des göttlichen Daseins“. Somit wird das eigene Leben nur im Lichte der Begegnung mit Gott deutlich und verständlich. Wie schwierig dieser Weg ist, wissen jene, die sich auf denselben begeben haben. Aber der Beginn des Weges mit Gott, um den es hier ja geht, sichert noch nicht auch sofort das Ankommen. Schwierigkeiten mancher Art werden vielleicht wie abstürzende Steine, Felsen oder gar Gerölllawinen den Weg versperren. Auch Gertrud war unzufrieden mit sich selbst, wenn sie nicht mehr weiter wußte. Doch nie verlor sie ihren Mut. „Ihre Grenzen veranlassen sie nicht, sich immer mehr in sich zu verschließen, sondern sich immer weiter für Gott zu öffnen, dessen Erbarmen sie braucht.“ Dieses Wort kann die Gottsuchenden anspornen, sich auch auf diesen Weg der Erfahrung Gottes einzulassen. Dazu sind jedoch schonungslose Aufrichtigkeit und selbstkritische Überlegungen absolute Notwendigkeit.

Die Herausgeberin des Buches versucht mit ihrer Neuübersetzung eine Sprache zu finden, die heutigen Menschen verständlich ist. Gertrud und manch anderen Heiligen jener vergangenen Jahrhunderte, die ihr Erleben und Fühlen in einer Sprache abbildeten, die sich etwa auch vieler Begriffe aus dem Geschmacksinn bedienten, um ihr inneres Empfinden auszudrücken, werden vielleicht nicht mehr recht verstanden. Äbtissin Hildegard Brem wählt neue Sprachmöglichkeiten aus. Dabei ist es, für den des Lateinischen kundigen, möglich, ihre Übersetzungen zu prüfen, um noch näher an den geistlichen Inhalt des von Gertrud gemeinten heranzukommen. Der lateinische Text ist jeweils der deutschen Übersetzung gegenübergestellt, so dass ein Vergleich leicht möglich ist.

Jenen, die geübt sind im Lesen mittelalterlicher aszetischer und mystischer Texte, mögen bedauern, dass ihnen hier die gewohnte Sprache abhanden gekommen ist. Äbtissin Hildegard Brem hat aber versucht in ihrer Übersetzung, die im Text „verborgenen Erfahrungen mit anderen Worten“ zu umschreiben. Das ist ihr auch weitgehend gelungen. Doch kann man auch fragen, warum sie von „ganzheitlicher Spiritualität“ spricht. Sind nicht „Ganzheitlichkeit“ und „Spiritualität“ heute nicht vielbenutztes Modeworte, die auch in psychologischer und esoterischer Literatur Verwendung finden? Könnte z. B. für Spiritualität nicht das alte, aber doch alles aussagende Wort „Frömmigkeit“, die eine scheinbar verlorene Kunst ist, nicht besser benutzt werden? Man kann der Herausgeberin zu gute halten, dass „Frömmigkeit“ für moderne Menschen ein doch eher „verstaubter Begriff“ ist, der manchmal selbst den an geistlichen und religiösen Texten interessierten Leser abschrecken mag. Viel „moderner“ klingt da doch der Begriff „Spiritualität“. Nicht alle vermeintlichen Hürden auf dem Weg zu Gott mit der Erfahrung von Geborgensein, Freude und Geliebtsein beseitigt werden. Ist des Christen Weg nicht auch ein Kreuzweg? Gibt es nicht doch auch Sünde, Schuld und Tod? Gott ist auch der Strenge und der Gerechte, er ist der Richter. In Gertruds Texten wird, wer sich darauf einlässt,  mit Gottes Gnade einen großen Gewinn für sein Leben erzielen können. So ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen.

Dem ersten Band der Botschaft von Gottes Güte, der die ersten beiden Bücher von Gertruds „Legatus“ umfasst, möge bald auch Band 2, der ihre übrigen Bücher beinhalten wird, folgen. Der Verlag möge dazu prüfen, ob nicht die jeweiligen Seiten, die die deutsche Übersetzung beinhalten, der besseren Lesbarkeit halber in einem etwas kräftigeren oder größeren Druck erscheinen können.




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Dionysius Carthusianus
Messerklärung (Expositio Missae) –
Dialog über das Altarsakrament (De sacramento altaris
et de celebratione Missae dialogus)
Eingeleitet, übersetzt und erläutert von
Claudia Barthold
Carthusianus-Verlag, Mülheim/Mosel 2011, 312 Seiten, € 29,90
ISBN 978-3-941862-03-6


Bereits vor drei Jahren ist das vorliegende Buch mit der „Messerklärung“ und dem „Dialog über das Altarsakrament“ des Kartäusers Dionysius Carthusianus (1402/03-1471) im noch jungen „Carthusianus-Verlag“ erschienen. Die Trierer Wissenschaftlerin Claudia Barthold hat die beiden wichtigen Werke des Roermonder Kartäusers übersetzt und mit einer 70-seitigen Einleitung versehen. Diese Arbeit entstand nach dem Motuproprio von Papst Benedikt XVI. „Summorum Pontificum“, mit dem er der sogenannten „Tridentinischen Messe“ zu ihrem Recht verhalf und sie als „außerordentliche Form des Römischen Ritus“ wieder installierte. Zwar ist seit Papst Franziskus der Ruf nach einer „Reform der Reform“ in vatikanischen Wortmeldungen wieder weitestgehend verstummt, aber die Tür ist geöffnet und niemand wird sie mehr verschließen können; auch und gerade in Bezug auf die Messliturgie. Die vorvatikanische Liturgie ist keine verbotene Liturgie, sie ist ihre höchste Ausprägung und gewachsen aus der Tradition der Kirche, während die nachvatikanische Liturgie, der „Novus Ordo“ eine Schreibtischarbeit war. Dieser Bezug auf die Gegenwart im Leben der Kirche ist eine mutige Positionierung sowohl der übersetzenden Wissenschaftlerin, die als Assistentin und Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Universität Trier bei Prof. Dr. Michael Fiedrowicz tätig ist, als auch des herausgebenden Verlages.

Die Kartäuser haben stets ihre eigene jahrhundertealte liturgische Tradition bewahrt. Die Kartäuserliturgie unterscheidet sich, wie manch andere Eigenliturgien, etwa jener der Dominikaner, von der römischen Liturgie. Ihre Daseinsberechtigung wurde von römischer Seite jedoch nie bestritten. Erst im Zuge der liturgischen Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden auch diese Riten Änderungen unterzogen – häufig gegen den Willen der jeweiligen Orden. Auch die Kartäuser wehrten sich lange gegen die Versuche der römischen Interventionen. Schließlich mussten sie aber doch weitreichende Anpassungen an den Novus Ordo und die anderen liturgischen Bücher und ihre Praxis vornehmen. Zwar gelang es den Kartäusern, weitreichende Aspekte ihrer eigenen liturgischen Tradition zu bewahren. Dennoch konnte ein Kartäusermönch schreiben: „In unserer Messe würdest Du kaum noch eine Spur von dem alten Kartäuserritus, umso mehr aber die Aggiornamentofuria des Padre Bugnini finden“ (Hansjakob Becker, 25 Jahre Liturgiereform in der Kartause). Umso wichtiger ist es heute, die Tradition und die Frömmigkeit, die aus der alten Liturgie erwachsen sind, zu erkennen und mitzunehmen in die heutige Zeit, in das eigene geistliche Leben und in das liturgische Leben der Kirche.

In einer ausführlichen Einleitung führt Claudia Barthold den Leser in die den meisten sicher unbekannte Materie ein. Ein Einstieg in das Thema kann ohne den genauen Blick auf die Person, die Bedeutung und das Leben des Dionysius Carthusianus, der nach seinem Geburtsort auch Dionysius van Rijkel genannt wird (einem Ort unweit der belgischen Stadt St. Truiden, Bistum Hasselt), nicht möglich sein. Es werden auch der Kartäuserorden beleuchtet, sowie die religiösen Bewegungen seiner Zeit angesprochen. Der Leser erfährt Wesentliches zum Gesamtwerk des Dionysius, der weit über die Klostermauern hinaus Bedeutung erlangte. Barthold analysiert den Aufbau und die Form der Schriften mit Details der allegorischen Methode, die über Jahrhunderte große Bedeutung hatte.

Dionysius Leitgedanke war – im Jahrhundert vor der Reformation – ein „reformatio-Konzept“ (Barthold). Damit meinte er, der Christ müsse zuallererst sich selber ändern – „prüfe, bessere, reformiere zuallererst dich selbst“. Barthold schreibt: „Dionysius plädiert für eine innere reformatio auf höchstem Niveau.“ Negativ betrachtet sei das Ziel einer solchen reformatio „das Vermeiden jeglicher Form von Sünde“. Im Positiven aber ginge es um eine Mehrleistung, eine „Leistung über das notwendige Maß der für jeden Christen verbindlichen Gebote hinaus“. Solch eine Selbstreform „gründet letztlich in der reinen Gottesliebe“.  Solche Sätze sind heute überhaupt nicht populär, auch nicht in der Verkündigung. Oft geht es heute darum, ein großes Verständnis zu zeigen für die Mitmenschen und jeden nach seiner Fasson leben und glücklich werden zu lassen. Das war nicht Dionysius Ansatz. Er verlangt die Korrektur eigener Fehler, damit ein Persönlichkeitsfortschritt möglich werden kann. Um wie viel mehr geht es da noch beim geistlichen Leben! Die reformatio, die conversio, die innere Bekehrung muss in der Meditation und in der geistigen Arbeit (kognitive Aneignung von Wissen) vollzogen werden; dazu kommt die göttliche Gnade. Das private Studium ist nach Dionysius Ansicht für ein Christenleben unabdingbar.

Die ersten Adressaten der beiden Werke des Dionysius sind zunächst die Priester. Dabei geht es ihm um die innere Verbindung und den eigentlichen Zugang zum Sakrament und besonders zur Messliturgie. Für ihn ist es wichtig, sowohl einen verstandesmäßigen als auch einen affektiven Zugang dazu herzustellen. In beiden Traktaten – Messerklärung und Dialog – sind die Priester angesprochen. In den ersten fünf Artikeln der Expositio schreibt er nur über sie. So nennt er etwa vier Punkte, die der Priester vor der Zelebration beachten muss: Der Priester ist ein unvollkommenes, machtloses Geschöpf, der sich und seine Fehler erkennen muss, damit sie der Herr korrigiere; er muss bedenken, wem er opfert, nämlich dem lebendigen und wahren Gott; er muss darauf achthaben, was er opfert; schließlich muss er „erwägen, weshalb er diese Opfergabe darbringt“.

In den übrigen der 39 Artikel bespricht Dionysius die Einteilung und Unterteilung der Messe. Zum Verständnis der Präfation schreibt er von drei Arten von Bekenntnis: Das Bekenntnis der eigenen Schuld, das ein Akt der Buße ist; das Bekenntnis des göttlichen Lobes, das ist ein Akt der Anbetung; und das „Bekenntnis dessen, was zu glauben ist“, das ist ein Akt des Glaubens. Über den Kommunionempfang heißt es: Der Priester „soll sie mit großem Affekt und in höchster Ehrfurcht zu sich nehmen, nicht in Hast, sondern in innigster Besinnung auf die Wohltaten Christi, nämlich die Inkarnation, die Passion, seine Liebe zu uns, … Auch soll er Christus voll Vertrauen ansprechen und ihn innig um die Dinge bitten, die er dringend von ihm zu erhalten wünscht, sowohl für sich selbst als auch für die ihm besonders teuren Menschen, indem er Christus anfleht, dass er ihn vollständig umwandeln und standhaft machen und immer in ihm festigen möge“. Es soll damit deutlich werden, dass rationale Erkenntnis zur affektiven Anteilnahme am Leib Christi führen soll. Somit wird aus dem inneren Mitvollzug der heiligen Handlung im Sakrament die notwendige Verbindung zwischen der Liturgie und dem alltäglichen christlichen Leben deutlich.

Im zweiten Text des Buches, dem „Dialog über das Altarsakrament“, wird nach allegorischer Methode ein Gespräch über die Eucharistie geführt zwischen der „Veritas“, nämlich Christus selbst, und dem „Sacerdos“, einem Priester. Christus unterweist den Priester. Dionysius wendet sich im „Dialogus“ aber auch an andere Kleriker, die Gläubigen, Chorsänger und Ministranten. Es wird zunächst ganz formal über die reiche Sprache, die Gesten und Verhaltensweisen bei der Messe gesprochen (sakramentaltheologische Thematik), wie etwa über die verschiedenen Bezeichnungen des Altarsakramentes: Eucharistie, Gedenkzeichen, Wegzehrung, Kommunion. Klar und deutlich werden die unverzichtbaren Aufgaben des Priesters. Die überlieferte Liturgie ist „eine im ganzen streng regulierte, öffentlich vollzogene Form des religiösen Kultes“. Dabei legt Dionysius Wert auf „den inneren Mitvollzug dieses vorgegebenen liturgischen Geschehens, also auf die individuelle Aneignung der Glaubensgeheimnisse“. Diese möchte er fördern. Zwar geschieht dies mit Hilfe rationaler Erkenntnis, der Verstand wird immer mit einbezogen und übernimmt sogar die Leitfunktion. Doch es geht ihm auch um die Erbauung des Lesers; es sollen keine scholastischen Probleme behandelt werden, sondern „das, was die religiöse Hingabe betrifft“.

Bereits im Vorspann des Dialoges schreibt Dionysius, dass das Pauluswort (1 Kor 11,28) „Es prüfe sich der Mensch“ nichts anderes bedeute, „als sein Gewissen wachsam zu erforschen, zu reinigen und das Gemach des Herzens zu bereiten, zu schmücken und mit allen Kräften würdig auszustatten, um darin den König der Herrlichkeit aufzunehmen“. Wenn der Priester bzw. der Gläubige alles beherzigt hat, so heißt es später, wird er mit Überzeugung beten können: „Zum barmherzigen Quell und freigiebigen Vater komme ich Armer und Bettler jetzt; vor der Tür Deiner unermesslichen und überaus großzügigen Freigiebigkeit werfe ich mich nieder; das Wasser der heilsamen Weisheit fordere ich, das tägliche und überwesenhafte Brot wünsche ich mit der gebührenden Demut, Hingabe und Aufrichtigkeit. Mögest Du, der Du Dich schenken willst, mir eine geeignete Vorbereitung für Deine Aufnahme verleihen. Sieh, meine Seele, zu dir kommt der Herrscher, den du suchst: freue dich und sei fröhlich, wenn du deinem Gott mit aller Demut, Wachsamkeit und Innigkeit entgegen gehst.“

Das Buch mit den beiden Traktaten des Dionysius Carthusianus mit der reichen und erhellenden Einleitung und Erläuterungen von Claudia Barthold sind nicht nur für den Fachtheologen von Gewinn. Auch der fromme Christ wird reiche Frucht aus den Texten und Meditationen erzielen.





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Mariawald 500-Jahrfeier Kirchweihe
Eine Chronik
260 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Herausgegeben durch den Verein der Freunde und Förderer der Abtei Mariawald
Preis: 24,95 Euro

Bestellungen nimmt der Buchladen der Abtei Mariawald entgegen.




Das Vorwort zu dem diesem Buch war schon geschrieben, als am 11. November des Jahres 2011 sich zum 500. Mal der Jahrestag der Kirchweihe der Klosterkirche von Mariawald ereignete. Zu diesem Anlass hatte sich der rührige Förderverein der Abtei Mariawald vorgenommen, eine neue Chronik der einzigen Trappistenabtei in Deutschland herauszugeben. Äußere Umstände haben den Druck die Herausgabe des Buches verzögert. Erstmalig ist es für dieses Buch gelungen, Farbabbildungen der alten Glasfenster, die sich bis zum Jahre 1802 im Kreuzgang und in der Kirche des Klosters befanden, einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen. Und hierfür lagen die erforderlichen Druckrechte nicht zeitig genug vor. Seit einigen Wochen kann das vorliegende Buch „Mariawald. 500-Jahrfeier Kirchweihe. Herausgegeben vom Verein der Freunde und Fördere der Abtei Mariawald e. V.“ endlich erworben werden.

Das Warten hat sich gelohnt. Der Leser findet in dem 260 Seiten starken Buch nicht nur die Wiedergabe dieser wunderbaren Fenster wieder, die Szenen aus der Bibel, der Heiligen, und der Stifter zeigen, und die sich heute in ausländischen Museen befinden. Vor allem erfährt der Interessierte etwas über die wechselvolle Geschichte dieses Eifelklosters, das als Niederlassung der Zisterzienser gegründet wurde um das Gnadenbild zu betreuen und erst im 1861 zu einem Kloster des Trappistenordens wurde.

Die äußerst informativen Berichte basieren auf alten Chroniken und neueren Veröffentlichung, die zum Anlass der Herausgabe dieses Buches neu zusammengestellt wurden. Zusammen mit der reichen Bebilderung machen sie diese Chronik zu einem regelrechten Erlebnisband durch fünf Jahrhunderte über das Leben der Mönche von Mariawald.

Allen, die sich für das Klosterleben interessieren sei das Buch wärmsten empfohlen. Aber auch jenen, die etwas über die Geschichte der Orden in Deutschland erfahren möchten, finden wertvolle Informationen. Schließlich sei auch darauf hingewiesen, dass der Erwerb des Buches mit dazu dient, die Mönche im Unterhalt ihres Klosters zu unterstützen. Dies Unterstützung kann zusätzlich noch mit einem Beitritt zum „Förderverein Abtei Mariawald“ gewährleistet werden.

Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass Abt Josef Vollberg am 18. Juni 2008 eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. erhielt und kurz darauf Mariawald und seinen Mönchen gestattet wurde, wieder zur überlieferten Messe aller Zeiten und den älteren, strengeren, Regeln des Trappistenordens zurückzukehren.


 

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Andreas Wollbold
Wegweisung für Wegweiser.
Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens.
Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars
UNA VOCE Edition 2014, 1
25 Seiten, 7,80 Euro
ISBN: 978-3-926377-00-5
Zu beziehen über:
UNA VOCE Korrespondenz
Landgraben 31
D-52146 Würselen
E-Mail: redaktion@una-voce.de


Dem vorliegenden druckfrischen und handlichen Buch von Andreas Wollbold, „Wegweisung für Wegweiser. Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens. Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars“, gibt Walter Kardinal Brandmüller in seinem Vorwort den Wunsch mit auf den Weg, es möge „vielen Mitbrüdern reichen Gewinn und Ermutigung schenken“. Tatsächlich richtet sich dieses 125 Seiten umfassende Buch an die Priester. Sie sollen darin „Anregung und brüderlichen Rat“ finden, damit sie „neue Freude am Leben und Handeln ‚in persona Christi‘“ haben können. Wenn sich nun dieses Buch an Priester richtet, wie kann es ein Laie wagen, dazu eine Rezension zu verfassen?

Die Volksfrömmigkeit hat den heiligen Pfarrer von Ars, Johannes Maria Vianney, noch nicht ganz vergessen, auch wenn er im neuen Gotteslob nicht mehr vorkommt. Dennoch ist der Pfarrer von Ars auf dem Buchcover abgebildet. Und wir erkennen die bekannte Darstellung des Heiligen, wie er sich einem Jungen zuwendet und gleichzeitig seine rechte Hand mit dem Zeigefinger  zum Himmel hindeutet. Damit zeigt er dem Jungen an, dass er, der Priester, es ist, der diesem Menschenkind den Weg zum Himmel zeigen möchte. Das ist es, was die Gläubigen vom Priester erwarten. Und deswegen wagt es der Rezensent auch, das Buch zu besprechen.

Prof. Dr. Andreas Wollbold ist selbst Priester und Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Bereits im Jahre 2010 erschien sein Buch „Als Priester leben. Ein Leitfaden“, in dem er seine Sorge um den Stand des Priestertums deutlich machte. Nunmehr legt er in seinem neuen Buch sieben tiefgreifende wie lebensnahe Exerzitienbetrachtungen vor. Jedem Exerzitien-Kapitel geht ein Gebet voraus, dem ein passender Schrifttext folgt. Durchweg ist der heilige Pfarrer von Ars präsent. Mit ihm will Wollbold die Exerzitien halten und die Exerzitanten sollen durch seine, zum Himmel weisende Hand geführt werden. Pfarrer Vianney ist die Leitfigur, obgleich immer wieder eigene und aktuelle Aspekte von Wollbold miteinbezogen werden. Eine Kurzbiografie über Johannes Maria, der als einfacher Junge nur mit Mühe die notwendige Schulbildung erlangte und später trotz vieler Widerstände nur durch Gottes Gnade und die Barmherzigkeit mancher Menschen die Priesterweihe erhalten konnte, ist ebenso Bestandteil des Exerzitienbuches wie jene Elemente, die seine Persönlichkeit und Heiligkeit besonders bestimmten: sein Vorbild, seine Predigt, der Katechismus und die persönliche Ermahnung, die Beichte und das Messopfer, der Kirchen-Schmuck (auf den er trotz größter persönlicher Armut und Anspruchslosigkeit größten Wert legte und wofür ihm kein Opfer zu groß war), der Kampf gegen Laster und Missstände, seine Werke der Barmherzigkeit, seine übernatürlichen Gnadengaben und, nicht zu vergessen, die über viele Jahre sich hinziehenden Angriffe des Teufels. Dies sind zweifellos alles Eigenschaften, die heute kaum mehr bekannt sind, über die fast nicht gesprochen, geschweige denn gepredigt wird.

Sind denn die pastoralen Methoden des hl. Johannes Maria Vianney wirklich nicht für die gegenwärtigen gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse in der Kirche und in unserem Land geeignet? Wollbold spürt in seinen Exerzitien Möglichkeiten auf. Er spricht von Askese. Der Notwendigkeit einer festen geistlichen Lebensordnung und von priesterlicher Keuschheit. Alles Dinge, die heute absolut „out“ sind. Er ermuntert auch zu heiliger Lebensführung, zu heiligen Akten. Der Priester muss an sich selbst arbeiten, um ein guter Seelsorger sein zu können. Der lesende Laie fragt sich, welches Bild Priester von sich selbst haben, wenn sie mit Erstaunen vor dem hier Dargestellten stehen werden. Sie werden ihr eigenes Priesterbild hinterfragen müssen; manche von ihnen werden sich neu orientieren und verorten müssen. Offenbar ist es auch notwendig, dass Priester wieder so einfache Dinge lernen, wie: was ist das Brevier und wie betet man es? Der Vollzug des Brevierbetens scheint so sehr in Vergessenheit geraten zu sein, dass Gebetszeiten und der Umgang mit liturgischen Büchern neu erklärt und erlernt werden müssen. Diese Erkenntnis kann ein treuer Katholik nicht anders als „sehr traurig“ bezeichnen. Dass aber all dies nicht mit zusätzlichem zeitlichen Aufwand und lästiger Pflicht entschuldigt werden kann, wird deutlich in den dem Absatz über die „Früchte des Breviergebetes“. All das war Pfarrer Johannes Maria Vianney in Fleisch und Blut übergegangen. Und vielleicht war dies auch das, was seine Heiligkeit ausgemacht hat; er war demütig, treu zu der Sendung seines Priestertums, zu dem Gott ihn berufen hatte. Stets war ihm auch seine immerwährende vertrauensvolle Hingabe in die Hände der göttlichen Vorsehung bewußt.

Papst Benedikt XVI. sprach in einer Generalaudienz während des Priesterjahres, das er unter das Patronat des Pfarrers von Ars gestellt hatte, über unseren Heiligen und sagte: „Er eroberte die Seelen, auch die widerspenstigsten, indem er ihnen das vermittelte, was er im Innersten lebte: seine Freundschaft mit Christus. Er war in Christus verliebt, und das wahre Geheimnis seines pastoralen Erfolgs war seine Liebe zum verkündigten, gefeierten und gelebten eucharistischen Geheimnis.“

Professor Wollbold, der der „außerordentlichen Form“ bzw. der tridentinischen Liturgie sehr gewogen ist, stellt in dem Buch auch die Frage nach dem „alten Ritus“. Er schreibt: „Zweifellos: In dieser Zelebration findet der Priester beste Nahrung für seine Messfrömmigkeit, den Sinn für das Heilige, die Ritualität, die Demut und das Bewusstsein, stets der Reinigung zu bedürfen.“ Und weiter: „Wenn also irgend möglich, sollte man diese Zelebration erlernen und regelmäßig ausüben, zumindest am freien Tag und/oder im Urlaub.“ Hierzu bittet der fromme Laie: „Liebe Priester, nehmt die Gläubigen mit dazu!“

Diesem wunderbaren Buch des Priester-Professors Andreas Wollbold ist eine weite Verbreitung zu wünschen. Die Gläubigen sollten es vielleicht ihren Priestern schenken und in jedem Priesterseminar muss es den Seminaristen ausgehändigt werden. Ich bin sicher, auch viele Laien werden davon profitieren, sich auf diese Exerzitien mit Andreas Wollbold und dem Pfarrer von Ars einzulassen.

1.4.2014 bei kath.net
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