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Freitag, 25. Oktober 2013

Der Gründer von La Pierre-qui-Vire - Dom Jean-Baptiste Muard

(aus dem Kapitel: In den Wäldern von La Pierre-qui-Vire)

Von Pater Jean-Baptiste Muard, dem Gründer der Abtei La Pierrequi-Vire, gibt es zwei kennzeichnende Porträts. Zunächst ein Bild, das ihn 1850 als 40-jährigen Benediktinermönch zeigt: Ein kahler, runder Schädel, die Tonsur schon ergraut, die dunklen Augen zugleich mild und skeptisch, die Nase spitz, ein breiter Mund mit dünnen Lippen. Etwas schüchtern, von der Welt abgewandt.

Nachdem der Erschöpfte bereits fünf Jahre später starb, sieht seine Totenmaske ganz anders aus: Um Augen und Mund spielt ein Lächeln, er strahlt einen tiefen Frieden aus. Er ist durchgebrochen in die ganz andere Welt, nach der er sich ein Leben lang gesehnt hat.

Bereits 1830 im Großen Seminar des Klosters von Sens äußerte der junge Muard den Wunsch, als „Missionar" zu arbeiten. Entweder in fernen Ländern oder im entchristlichten ländlichen Frankreich. 1839 hat er vor dem Tabernakel eine Vision und schließt sich einer Priestergemeinschaft an. Erstmals begegnet er Jean Vianney, dem späteren heiligen Pfarrer von Ars.
1845 folgt in der Nähe der Abtei Pontigny eine zweite Vision, die ihn veranlasst, einen neuen Orden der Armut, Demut und Abtötung zu gründen. Drei Jahre später reist er nach Rom und Subiaco und entdeckt die Benediktinerregel. Es folgt ein Noviziat bei den Trappisten in Aiguebelle.

Am 2. Juli 1850 zieht er mit vier Brüdern nach La Pierre-qui-Vire, von dem man sagt, es sei „eine Wüste Thebais in den Wäldern". Schon im Oktober legen die fünf die ewigen Gelübde ab. Die Einsiedelei, in die sich Muard zurückzog, ist erhalten geblieben; ein am Fels gebautes Häuschen mit Strohdach, einem Schafstall gleich. Die harte Arbeit bei Brot und Wasser, die im Detail befolgte strenge Regel mit Buße und Nachtwachen fordern bald Tribut. Doch schreibt ein Zeitgenosse:
„Seine Sehnsucht nach dem Tod hat viel dazu beigetragen, ihm eine gute Gesundheit zu bewahren."
Als er am 19. Juni 1854 stirbt, heißt es in einem Nachruf:
„Sein Leben war eine Reihe von Abschieden ... das Bedürfnis sich zu bewegen, Bedürfnis eines unruhigen Herzens."

(Ausschnitte von Freddy Derwahl, Gottsucher, Was Menschen im Kloster suchen und finden)

 
Dom Jean-Baptiste Muard
(1809-1854)

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