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Montag, 19. August 2013

Ein eindringliches katholisches (Kriegs-)erlebnis

Einundzwanzigjährig, war ich im Jahre 1944 in amerikanische Gefangenschaft geraten, wurde auf ein Schiff verfrachtet und gen Amerika eingeschifft. Auf hoher See, inmitten eines Geleitzuges, nicht sicher vor einem deutschen U-Boot-Angriff, saßen wir im Rumpf eines Truppentransporters (wir, ca. 100 deutsche gefangene Soldaten), elend, hungrig, seekrank und voller Resignation. Die ganze Überfahrt dauerte 26 Tage.

Ich weiß nicht wie es kam, eines Tages durften wir den Schiffsgottesdienst besuchen (anscheinend war das auf amerikanischen Schiffen so üblich, daß für die Besatzung gelegentlich ein Gottesdienst ist), inmitten der Schiffsbesatzung und Wachmannschaften die heilige Messe feiern nach der damals noch üblichen lateinischen Liturgie.

Wie ein unsichtbarer Funke war es dann, der auf uns übersprang: Welch ein herrlicher Tag, wir fühlten uns wie zu Hause, die Gebete verstanden alle, und ich kann es nicht ausdrücken, welche Gefühle uns beseelten. Es war, als ob ein Schleier weggezogen wurde, der zuvor uns und die Amerikaner trennte.

Auch die Wachmannschaft betrachtete uns erstaunt und überrascht, denn anscheinend haben sie uns als sogenannten „Nazibarbaren" nicht irgendwelche religiösen Gefühle zugetraut.

Ich glaube nicht, daß eine Meßfeier in englischer Sprache (auch nicht in deutscher Sprache) die uns so glückselige Stimmung hätte bringen können.
Ich finde, daß durch die Einführung der jeweiligen Landessprache in der Meßliturgie das Verständnis für unseren Glauben in keiner Weise gebessert wurde. […]

(Quelle: Una Voce Korrespondenz 1973, 41)


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